Tiergestützte Pädagogik – der Hund im Klassenzimmer


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Tiergestützte Pädagogik kann bei der Erziehung von Kindern und auch im Schulalltag sehr hilfreich sein.

Tiergestützte Pädagogik – Jeder, der mit Tieren und mit Kindern zu tun hat, weiß, dass beide in der Regel vollkommen unbedarft, friedfertig und offen sind. Warum dann nicht beide zusammenbringen? Das und noch viel mehr fragen sich immer mehr Pädagogen und Pädagoginnen in den Grundschulen. Und so entstehen nicht nur ganz besondere Unterrichtseinheiten zum Thema „Mensch und Tier“, auch der Hund, als einer der beliebtesten Haustiere hierzulande, findet „in persona“ Einzug in so manches Klassenzimmer.

Ein klasse Hund, so ein Klassenhund!

Ein Hund im Klassenzimmer ist für beide Beteiligten– also Hund und Schüler – eine wertvolle Bereicherung. „Tiergestützte Pädagogik“ nennen es die Fachleute. Was aber ist so pädagogisch wertvoll daran? Ganz einfach: Zum einen lernen die Kinder den richtigen Umgang mit dem Hund, sie werden selbstbewusster, lernen Rücksicht zu nehmen und machen wichtige Erfahrungen zur Sprache des Hundes sowie zu seiner Lebensweise. Selbst schüchterne Kinder kann man mithilfe eines Hundes aus der Reserve locken.

So lernt auch der größte Klassen-Clown oder der wildeste Rowdie Rücksicht zu nehmen und leiser sowie weniger hektisch zu sein. All das, was der Lehrer häufig ohne Erfolg verlangt, sagt und „predigt“, schafft der Hund ohne Worte aber mit viel Erfolg: Die Klasse wird ruhig, arbeitet konzentrierter, die Kinder gehen lieber in die Schule, die Klassengemeinschaft wird gestärkt, und der ein oder andere liest sogar mal freiwillig vor… weil Fiffi ihm doch so gerne zuhört.

Tiergestützte Pädagogik verhilft Kindern zu Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit

Tiergestützte Pädagogik hilft Kindern beim Lernen Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit aufzubauen.

Der Hund stärkt zudem das Selbstbewusstsein sowie die Selbstständigkeit der Kinder. Sie lernen durch ihn, Verantwortung zu übernehmen und kümmern sich gerne freiwillig um bestimmte Aufgaben wie etwa nachzusehen, ob der Wassernapf voll ist. Feststellen kann man zudem, dass mit der gelegentlichen Anwesenheit eines Hundes aggressive Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern stark zurückgehen und es überhaupt wesentlich weniger Streit in einer Schulklasse gibt.

Zwar ist Vieles noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, aber wer schon einmal über einen längeren Zeitraum mit Kindern und Hunden zusammengelebt oder gearbeitet hat, weiß um die positiven Auswirkungen. Und niemand, der das je selbst erleben durfte, vergisst die glänzenden Kinderaugen und das freudige Wedeln des Hundeschwanzes bei solchen Begegnungen. Beides signalisiert: Wir sind glücklich miteinander!

Und der Hund? Ja, auch dem geht es in der Regel sehr gut bei seiner Aufgabe. Herrchen oder Frauchen – das sind normalerweise die Lehrpersonen – ist als Rudelführer bei ihm. Er fühlt sich also beschützt und nichts kann ihm passieren. Außerdem darf er mit vielen anderen den Vormittag verbringen, er genießt das, denn schließlich ist der Hund ja auch ein Herdentier. Was er nicht so gut verträgt, sind Lärm – schließlich ist sein Gehör ja auch um ein Vielfaches empfindlicher als unseres – sowie das Einstürmen zahlreicher Kinderhände, die ihn alle auf einmal streicheln wollen. Im Folgenden finden Sie einige Tipps, wenn Sie als Lehrer*in oder Pädagoge*in mit tiergestützter Pädagogik arbeiten wollen.

Am Anfang der tiergestützten Pädagogik steht das Hunde 1×1


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In der tiergestützten Pädagogik ist es zunächst wichtig, den Kindern den richtigen Umgang mit dem Hund beizubringen.

Hunde reagieren auf Lärm empfindlich – Daher sollte man den Kindern vorher ein „Hunde 1×1“ beibringen.

Wie kann man denn nun dem Lärm einer Schulkasse entgegenwirken, damit ein Hund nicht sofort wieder Reißaus nimmt? Kinder sind schließlich laut und wollen ja alles erst einmal anfassen und streicheln, um im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Ganz einfach: Ehe der Hund überhaupt in den Unterricht mitkommen darf, bedarf es einiger Vorarbeit. Nicht nur bürokratischer, sondern auch informeller. Den Kindern sollte zuvor ein kleines Hunde-1×1 beigebracht werden. Das beinhaltet: Was braucht ein Hund? Was will er mir wie sagen? Wie muss ich mit ihm umgehen? Und erst dann sollten Kinder wie auch Hund zunächst allmählich aneinander gewöhnt werden.

Am besten verbindet man das beispielsweise mit einem Unterrichtsgang, mit einem Wandertag oder einem kleinen Spaziergang. Draußen hat der Hund mehr Möglichkeiten, sich zurückzuziehen, sich frei zu fühlen. Zudem ist es draußen auch nicht so laut wie im Klassenraum, schließlich hallt es da nicht von allen Wänden. Und draußen fühlen sich auch die Kinder weniger eingeengt und wohler. Kinder und Hund können hier auf größerem Raum miteinander spielen, was beiden Parteien guttut.

Als Pädagoge*in kann man dabei erst einmal in aller Ruhe beobachten, wie es denn so abläuft. Daraus kann man seine Schlüsse ziehen und den weiteren Verlauf planen. Natürlich sollte der Stundenplan des Klassenhundes nicht 5 Tage die Woche je 6 Stunden haben. Regelmäßigkeit muss vorhanden sein. Sie sollte jedoch selten genug sein, um das Ganze als etwas Besonderes genießen zu können, aber auch häufig genug sein, um den nötigen Lerneffekt und das Vertrauen erzielen zu können.

Welche Hunderasse eignet sich für die tiergestützte Pädagogik bzw. als Klassenhund?

Welcher Hund aber eignet sich am besten zum Klassenhund? Ausschlaggebend bei der Auswahl ist nicht unbedingt die Rassezugehörigkeit, vielmehr zählt der Charakter des Tieres. Der Hund sollte nicht nur freundlich und wesensfest sein, er muss auch gut gehorchen, darf nicht sehr stressanfällig und auch kein Kläffer sein. Ideal und sehr beliebt in der tiergestützten Pädagogik sind neben dem Golden Retriever auch der Labrador Retriever sowie der Border Collie. Natürlich gibt es auch etliche Mischlingshunde, die geeignet sind. Sehr kleine Hunde kommen in der Regel weniger infrage als größere Tiere.

Aller Anfang ist schwer

Nun klingt das alles so einfach. Ist es leider jedoch nicht nur! Zum einen gibt es Kinder, die haben Angst vor Hunden. Das muss man akzeptieren, aber nicht unbedingt so belassen. Diese Kinder können durch die einfühlsame Heranführung an den Kontakt zum Hund meistens schnell von ihren Ängsten befreit werden. Das geht jedoch nur, indem der Kontakt nicht erzwungen wird. Mit etwas Geduld wird sich aber schnell der erste Erfolg einstellen: Plötzlich ist die anfängliche Angst wie weggeblasen und manches besonders ängstliche Kind wünscht sich sogar einen eigenen Hund!

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Was tun, wenn Kinder eine Tierhaarallergie haben?

Oftmals problematisch ist die Tatsache der immer häufiger vorkommenden Allergien. Hat erst einmal ein Kind in der Klasse eine Tierhaarallergie, so muss man sich umgehend mit den Erziehungsberechtigten austauschen und überlegen, wie damit umzugehen ist. Ideal, wenn auch das Gespräch mit dem behandelnden Arzt gesucht wird. Schlimmstenfalls muss man leider seine Idee vom Klassenhund fallen lassen.

Eine Lösung kann sein, dass der Hund die Klasse nur auf Ausflügen und zu Wandertagen begleitet, denn im Freien treten Allergien nur halb so schlimm in Erscheinung. Natürlich sollte ein von Allergien betroffenes Kind bzw. die Lehrkraft vorsorglich ein Notfall-Set dabeihaben, falls ein allergischer Schock eintritt. Die weitläufige Meinung, dass derartige Allergien vom langen Haarkleid eines Hundes herrühren, kann übrigens nicht aufrechtgehalten werden.

Vielmehr sind der Speichel und der Urin, die sich im Fell des Hundes durch Lecken wiederfinden, die Allergieauslöser. Es jedoch Hunderassen, die für Allergiker besser geeignet sind: Dazu zählen z.B. unter Anderem der Portugiesische Wasserhund, der Lagotto Romagnolo, der Havaneser oder der Pudel, da sie kaum bis gar nicht haaren.

Bürokratische Hürden in der tiergestützten Pädagogik

Die größte Schwierigkeit liegt jedoch in der Überwindung der bürokratischen Hürden. Viele, viele Menschen und Gremien müssen befragt und um Erlaubnis gebeten werden. In erster Linie natürlich die Schulleitung sowie die Elternschaft. Selbstverständlich sollten auch die anderen Lehrer und in erster Linie die Kinder einverstanden sein, dass sich im Gebäude ein Hund aufhält. Die offiziellen Gremien wie Schul- und Gesamtkonferenz müssen zustimmen, und auch die Abklärung mit dem behandelnden Tierarzt ist unablässig.

Schließlich geht es auch darum, Hund und Mensch bei guter Gesundheit zu halten. Alles in allem bestätigt sich aber immer wieder: In regelmäßigen Abständen ein Hund in der Klasse zu haben wirkt sich auf alle Beteiligten – auch auf die Lehrkräfte selbst – sehr positiv aus. Nebenbei bemerkt: In den Pausen sollte auch der Hund Pause haben. Dann darf er sich in einer Ecke ausruhen, denn draußen wäre es für ihn viel zu stressig und zu laut!

Ziele der tiergestützten Pädagogik

Viele Kinder und Jugendliche leiden heute unter Verhaltensauffälligkeiten. Bewusste Aufenthalte in der Natur und der Kontakt zu Tieren finden häufig gar nicht mehr statt. Stattdessen flüchten sich etliche Kinder in künstliche Welten an der Spielkonsole oder pflegen virtuelle Kontakte über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Co. Um Verhaltensdefizite auszugleichen, bzw. Verhaltensstörungen zu therapieren, setzen immer mehr Pädagogen und Lehrkräfte auf Tierpädagogik. Dabei setzt man sich im Wesentlichen folgende Ziele:

  • Stärkung eines gesunden Verantwortungsbewusstseins – Kinder und Jugendliche sollen lernen, Verantwortung für Tiere zu übernehmen. Dies bestärkt die positive Entwicklung des Verantwortungsgefühls und einer gesunden Entscheidungskompetenz.
  • Steigerung des Selbstwertgefühls – Kinder, die nur wenig Selbstbewusstsein besitzen, kann durch Tierpädagogik entscheidend geholfen werden. Tiere verhalten sich Kindern gegenüber unvoreingenommen und geben dem Kind die Chance, „so zu sein, wie ich bin“ und nicht um Anerkennung „buhlen“ zu müssen. Im Gegenteil: Der „will to please“, also gerade der Wunsch vieler Hunde, zu gefallen, verleiht dem Kind ein gestärktes Selbstwertgefühl.
  • Verbesserung des Sozialverhaltens – Mit tiergestützter Pädagogik wird auch die Sozialkompetenz gestärkt. Kinder lernen, dass sie auf ein Tier nicht unbedacht oder grob zugehen dürfen, denn das Tier zeigt in der Regel sofort, was es von so einem Verhalten hält.
  • Förderung der der kognitiven Fähigkeiten – Das kognitive Potenzial wird gesteigert und ermöglicht Lehrern und Erziehern, Lernstoff leichter zu vermitteln, da sich das Kind durch den Kontakt mit dem Tier für weiterreichende Themen interessiert (z.B. Biologie u.Ä.) und das Erlernte teilweise praktisch anwenden kann.
  • Verbesserung der motorischen Fähigkeiten – Wenn ein Kind Kontakt zu einem Tier aufnimmt, lernt es unbewusst, seine Feinmotorik besser zu kontrollieren, indem es das Tier z.B. zart streichelt oder es vorsichtig auf den Arm nimmt. Außerdem bekommt das Kind ein Gefühl für die Körpersprache des Tieres.
  • Bewusstes Zulassen von körperlicher Nähe – Das Streicheln des flauschigen Fells und das Spüren der Körperwärme des Tieres vermitteln dem Kind ein Gefühl der Geborgenheit und sorgen für das Zulassen von Körpernähe, was manchen verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen oft schwerfällt.
  • Förderung eines positiven Gruppenklimas – Ein Schulhund kann den Zusammenhalt im Klassenverband stärken und für eine positive Gruppendynamik sorgen. Kinder lernen zu teilen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsame Unternehmungen mit dem Hund stärken zudem ein soziales Miteinander.
  • Einhaltung von Regeln – Im Umgang mit dem Tier müssen bestimmte Verhaltensregeln festgelegt werden.  Kinder lernen so, bestimmte Regeln zu befolgen, die ihnen ein Lehrer vorgegeben hat.
  • Stärkung des Umweltbewusstseins – Im Umgang mit einem Tier lässt sich auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Natur und Umwelt leichter vermitteln. Das Umweltbewusstsein wird so gestärkt.