Hundebeauftragter der Gemeinde Binningen
STEFAN K. WITTLIN
Kynologe-Hundetherapeut-Tierpsychologe-Buchautor
CH-4102-Binningen-BL
0041 61 421 03 92

Menschenverstand versus Hundeverstand


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wittlin_fotoLeider gibt es keine gesetzliche „Handhabung“, dass nicht jeder einfach mal so oder gar aus einer Laune heraus einen Hund kaufen kann. Natürlich müssen wir Menschen auch dafür besorgt sein, dass nicht alles und jedes unter Gesetzt gestellt wird.

Gibt es doch schon so zu viele Gesetze und Vorschriften die uns Menschen oft davon abhalten wirklich „frei“ zu sein. Ich suche aber trotzdem immer noch nach einer „Lösung“ wie man den diese hunderttausendfachen Tragödien umgehen oder dann gleich ausschließen könnte. Ist nicht einfach, glauben Sie mir…

Artgerechtes Zusammenleben mit dem Hund

So bleibt mir und vielen anderen Kynologen eben nur die (wichtige) Aufgabe den Haltern in nah und fern das „richtige oder artgerechte“ Halten von Hunden beizubringen, oder sie zumindest darauf aufmerksam machen wie es denn „besser ginge“, das Zusammenleben mit dem Hund. Ich werde jedenfalls nicht müde und rede mir oft den Mund blutig. Dies, um doch so vielen Menschen wie möglich das artgerechte Zusammenleben mit Hund näher zu bringen.

Eine Aufgabe/Arbeit, bei der es niemals und schon gar nicht primär um das liebe Geld gehen darf. Und doch gibt es mittlerweile unzählige Scharlatane, die von sich behaupten den einzig richtigen Draht zu den Tieren zu haben. Ich sage nicht und behaupte auch noch weniger, dass ich das alleinige Wissen im kynologischen Bereich habe. Tatsache ist jedoch, dass meine jahrelange, intensivste Arbeit mit den Tieren mich „kynologisch sattelfest“ gemacht hat.

Meine Bücher, meine Abhandlungen über das Wesen Hund gehören nicht umsonst zu den meist gelesenen „Hundetatsachen“ im deutschsprachigen Raum. Dieses Wissen kann man sich nicht „anlesen“ oder gar erschleichen. Meine 24-stündige-365-tägige intensivste Beobachtung und das damit verbundene Zusammenleben mir den Vierbeinern machte es möglich, dass ich heute so vieles über diese wunderbaren Tiere weiß. Eigentlich war es ja einfach.

Die Hunde haben’s mir ja „vorgemacht“ und ich musste es „nur“ in Worte fassen. Trotzdem gibt es immer noch und immer wieder Dinge, Vorkommnisse, Verhaltensmuster bei denen auch ich nicht weiß wieso oder warum. Kein Tag, keine Woche in der ich nichts Neues dazu lerne.

Hunde bieten täglich neue Überraschungen

Meine Hunde überraschen mich auch heute noch und immer wieder. Das ist ganz klar das Salz in der „Kynologensuppe“! Natürlich wiederholen sich gerade in meiner Tätigkeit als Verhaltenstherapeut und Hundtrainer die Diagnosen resp. die Gründe, wieso ich aufgesucht werde. Und trotzdem bleibt es für mich spannend. Weil eben die Hunde für mich das Spannende an sich sind.

Wenn man die Menschen dagegen betrachtet, würde es sehr bald langweilig werden. Warum? Weil eben bei den Menschen/Haltern immer und immer wieder die exakt gleichen Fehler begangen werden. Leider Gottes ist es demnach bei 95% der Mensch, der das „Problem“ darstellt. Der Hund reagiert eigentlich ganz normal. Er kann und darf ja auch so oft gar nicht anders, als sich daneben zu benehmen.

Dies weil es ihm auch nie jemand „gesagt“ resp. gezeigt hat wie „es“ denn gehen soll/muss. Dabei ist es eigentlich so einfach und simpel. Aber es ist wieder einmal der Mensch der den Hund und sein Verhalten „so mystifizieren“. Plus die irrige Vorstellung, dass der Hund eh nichts versteht. Dann noch eine Sache, die ich auch immer wieder beobachte.

Und zwar, dass Menschen der Meinung sind, dass der neue Hund doch so „doof“ sei. Dies weil er nicht genau das macht, was der frühere Hund gemacht hat!? Ja, Sie lesen richtig! Die Menschen haben die irrige Vorstellung, dass alle Tiere gleich sind und sich gefälligst dann auch alle so zu verhalten haben. Ansonsten sind sie dumm und nicht zu gebrauchen…

Vor dem Hundekauf bitte genau informieren!

Würde der Mensch (bevor er das Tier kauft!) sich genauestens informieren, wäre zumindest mal ein Anfang gemacht. Aber die trockene Information ist klar nicht ausreichend. Und schon gar nicht, wenn diese Informationen am falschen Ort eingeholt werden! Wenn ich z.B. zum Skifahren nach Holland gehen möchte, dann gehe ich wohl auch nicht zum Schuhmacher, um dort die nötigen Informationen über den Schneebericht zu holen.

Ich hoffe, Sie sehen was ich sagen will! Da braucht es noch so vieles, das im vornherein bedacht und besprochen werden muss. Es ist keine Entscheidung, die eine Gewichtung wie der Kauf eines Paar wollener Unterhosen hat! Der Entscheid ja zu einem Hund zu sagen, ist mit so vielem verbunden. Viel Wunderbares kann und wird auf den zukünftigen Halter zukommen.

Gleichzeitig und fast noch mehr wird aber vom Halter abverlangt. Der Wille für den Kauf reicht da noch lange nicht aus. Und doch absolut unverständlich, kommt es tagtäglich und weltweit zu Hundekäufen, die einem Pizzakauf gleichgestellt werden können!

Tragödien für die Tiere, die nun wirklich nichts verbrochen haben um dann schlussendlich so „behandelt“ zu werden. „Aber schau doch, ist der kleine dort nicht süüüüss! Den holen wir uns, gell!“ Und da fängt es nämlich schon an! Zu viele Menschen überlegen sich nichts oder dann zumindest sehr wenig wenn’s darum geht, ein Tier zu kaufen und zu sich zu holen. Und ich rede hier nicht „nur“ von Hunden!

Nicht nur Hunde sind von den Fehlentscheidungen des Menschen betroffen

Hunde, Vögel, Hamster, Kaninchen, Ratten, Schildkröten, Schlangen, Echsen und, und, und ich könnte noch unzählige erwähnen. Hunden geht es da wohl noch oft besser, als z.B. Kaninchen. Die werden in kleinsten Plastik-Metall- Käfigen gehalten, alleine und auf sich selbst gestellt. Nicht die Spur von artgerechter Haltung! Vögel/Papageien, die an schlimmsten psychischen Krankheiten leiden, weil sie z.B. alleine und grundfalsch gehalten werden. Aber Hauptsache ein Tier muss her…

Die Leiden eines Hundes

Der Hund ist eigentlich „blöd“! Ja, Sie haben richtig gelesen, der Hund ist blöd! Sie werden sich nun fragen, wie denn der Oberhundefreund auf einmal auf solches Gedankengut kommt?! Ich erkläre es Ihnen gerne. Mit blöd meine ich, dass der Hund sogar unter den widerlichsten Verhältnissen nicht reklamiert. Er passt sich den größten (pardon) Deppen an. Und eben, alles ohne groß zu murren.

Wie oft schon habe ich insgeheim für mich hingedacht und mir überlegt wie schön es doch wäre, wenn sich die geschundenen, falsch gehaltenen Hunde an den Tätern „rächen“ würden. Aber wie erwähnt, der Hund ist zu lieb und würde dies (im Normalfall) eben nie tun. Lieber leidet er still und leise sowie über lange Zeit vor sich hin. Dass dieses Leiden nicht sein muss (sein dürfte), ist heute nicht nur mir klar.

Falsch verstandene Tierliebe

Es gibt immer mehr Menschen die sich den Hunden und Tieren im Allgemeinen annehmen. Sich für sie und ihre artgerechte Haltung einsetzen. Ich muss an dieser Stelle jedoch ganz klar sagen, dass ich etwas gegen falsch verstandene Tierliebe habe. Was die militanten Tierschützer tun, ist grundfalsch und nützt den Tieren nicht, nein diese Menschen fügen Tieren gar Schaden zu! Ich bin mal wieder ehrlich und sage ganz laut:

„Diese Menschen haben mit sich selbst solch große Probleme, dass sie um von sich selbst abzulenken, sich um das (vermeintliche) Wohle der Tiere einsetzen!“ ©swi05

Natürlich gibt es zum Glück unzählige Tierschützer, die diesen Namen auch verdient haben. Solche Menschen unterstütze ich und ziehe auch den Hut vor ihnen.

Lassen Sie mich kurz vor Schluss auch noch ein paar Worte über einen neuen „Trend“ sagen. Und zwar möchte ich ein paar Gedanken „verlieren“, über die in die Mode gekommenen „Tiergeistheiler“ oder wie immer diese sich nennen. Menschen, die doch tatsächlich behaupten, dass sie mit den Tieren reden. Ja, Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass ich dies doch auch tue.

Der große unterschied dabei ist aber, dass ich 1. nicht sage, dass „der Hund mit mir im Geiste spricht“ und 2. ich nicht horrende Honorare verlange! Lassen Sie mich nur ein wahres, kleines aber nicht minder „gutes“ Beispiel nennen:

Fragwürdige Praktiken der Tiergeistheiler


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Da saß die Katzenhalterin in der Küche. Neben ihr eine selbsternannte „Tierheilerin“ und dabei auch die Katze, als quasi „Corpus Delicti“. Da fragt die Katzenhalterin die Heilerin: „Und? Was sagt meine Katze?“ Die Heilerin antwortet mit zittrig-leiser, leicht bebender Stimme: „Ja, die Katze sagt mir, dass sie noch nicht ganz bereit war zur Kastration.


Sie fühlt sich nun so leer. Und sie möchte aber betonen, dass sie es liebt, mit ihnen vor dem Fernseher zu sitzen. Aber der Ton sei ihr dann doch oft viel zu laut. Dafür liebt sie es, wenn sie gemeinsam klassische Musik hören. Klassische Musik sei eben ihre Lieblingsmusik“. Und die Halterin strahlt und sagt: „dachte ich’s mir doch, dass sie klassische Musik liebt“

Tiere und Hunde wollen ganz normal behandelt werden

Bitte glauben Sie mir! Dies sind die authentischen Worte die dort „gesprochen“ wurden. Ich frage Sie nun, braucht es da noch einen Kommentar dazu? Außer, dass dies ja wohl eher in den Bereich der schlechten Witze gehört! Wie gesagt, ich kommuniziere auch mit den Tieren, aber eben auf anderer Basis und im Grunde genommen nicht viel anders als alle Menschen.

Der Unterschied ist dann aber wohl, dass ich die „meist“ nonverbalen Zeichen der Tiere eher deuten kann. Hat aber nichts mit Eingebung oder Heilen zu tun, sondern damit, dass ich all dies eben studiert habe! Und daraus schließt sich, dass ich vieles eher sehe oder erkenne als dies der „Ottonormalhundehalter“ tut oder nicht tut! So einfach ist das! Und alles ohne bebend- zittrige Stimme…

Was die Tiere der Welt einfach brauchen ist, dass sie normal behandelt werden. Ein Igel als Igel, eine Taube als Taube, und ein Hund eben auch als Hund! Sie sollen mit Respekt behandelt werden. Sie sollen geliebt, aber bitte nicht schlimmer als Kinder verwöhnt werden. Die Tiere werden es uns danken, wenn bald und endlich wieder „normale“ Zustände herrschen im Dschungel, Steppe, Wüste, Urwald oder eben bei Dackel Waldi im Garten!

Bleibt also die Hoffnung, dass sich endlich und bald einmal spürbare Besserungen in Sachen Tierhaltung ergeben. Es gäbe und gibt so vieles zu tun. Aber eben, tun muss man’s!

„Der Umgang unter Hundebesitzern ist gelinde gesagt eher ungut. Steht doch meist an erster Stelle, wer denn nun der bessere, gescheitere, begabtere ist. Nicht etwa bezogen auf den Hund, sondern auf den Menschen….“ ©swi05

Stefan.K.Wittlin