Der Prager Rattler – ein begnadeter Rattenfänger aus Böhmen

 

Prager Rattler sind zierliche Hundezwerge mit überschäumendem Temperament

 

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In Tschechien und in der Gegend um Prag setzte man den Prager Rattler zur Jagd auf Ratten und andere Kleinnager ein. Der mit dem Deutschen Pinscher verwandte Hund zählt zu den kleinsten Rassen weltweit.

Foto: Nicki Schmidt

Der Prager Rattler, auch bekannt als Pražský Krysarík, ist eine kleine Hunderasse, die ursprünglich aus Tschechien stammt. Die genaue Herkunftsgeschichte des Prager Rattlers ist nicht eindeutig dokumentiert, aber es wird angenommen, dass die Rasse bereits seit mehreren Jahrhunderten existiert. Der Prager Rattler wird oft mit anderen kleinen Hunderassen verwechselt, so z.B. mit dem Chihuahua, dem Russkiy Toy oder dem Zwergpinscher.

 

Geschichte und Herkunft des Prager Rattlers

 

Steckbrief Prager Rattler

  • Ursprungsland: Tschechien
  • Standardnummer: 363 (provisorische Anerkennung seit 2019)
  • Widerristhöhe: (von FCI vorgegeben) 21 bis 23 cm (+/- 1 cm)
  • Gewicht: 1,5 bis 3,5 kg (Idealgewicht lt. FCI 2,6 kg)
  • Verwendung: Haus- und Begleithund
  • FCI-Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde
  • Sektion 9: Kontinentale Zwergspaniel.

Die Wurzeln des Prager Rattlers reichen zurück bis ins Mittelalter, als in Prag und den umliegenden Gebieten kleine Rattenfängerhunde gehalten wurden. Mit „Rattler“ bezeichnet man Hunde, die zur Bekämpfung von Mäusen und Ratten, aber auch anderen Kleinnagern eingesetzt wurden. Dazu gehörten übrigens auch schon die Ahnen der in Deutschland früher äußerst beliebten Schnauzer und Pinscher. So sicherte man landwirtschaftlichen Ernten und Lebensmittelvorräte.

Prager Rattler wurden für ihren hervorragenden Geruchssinn und ihr großes Geschick geschätzt, Ratten und Mäuse in den engen Gassen der Stadt zu erschnüffeln und zu fangen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Prager Rattler zu einer eigenständigen Rasse. Es wird vermutet, dass Chihuahuas, Papillions und English Toy Terrier miteingekreuzt wurden. Die genaue Zusammensetzung der Rasse ist jedoch nach wie vor nicht bekannt. Als relativ sicher gilt aber, dass die Rasse des Prager Rattlers ursprünglich auf die in ganz Mitteleuropa verbreiteten Pinscher und Schnauzer zurückgeht. Der Prager Rattler erlangte während der Regentschaft des Kaisers Rudolf II. (1576 bis 1611) am königlichen Hof in Prag an Bekanntheit.

Er wurde zum beliebten Begleithund der königlichen Familie sowie des Adels und man schätzte die Rasse wegen ihrer kleinen Größe und ihres charmanten Aussehens. Gerne überbrachten böhmische Herrscher fortan bei Besuchen anderer europäischer Königshäuser einen der flinken und quirligen kleinen Hunde als Gastgeschenk. So gewann die Rasse auch international an Beliebtheit. Im Laufe der Jahrhunderte geriet der Prager Rattler allerdings fast in Vergessenheit und wurde während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nur selten gezüchtet.

In den 1980er Jahren begann jedoch ein neuer Zuchtboom für die Rasse und ihre Popularität nahm zu. Heute ist der Prager Rattler sowohl in Tschechien als auch international als Begleithund beliebt. Seit 2019 wird der Prager Rattler provisorisch von der FCI anerkannt, während ihn die Tschechisch Mährische Kynologische Union (?MKU) und auch der VDH in Deutschland seit Längerem offiziell anerkannt haben.

 
 

Aussehen des Prager Rattlers

 

Der Prager Rattler ist ein sehr kleiner Hund mit einem wohlproportionierten Körperbau. Derzeit wird er von der FCI unter der Standardnummer 363 vorläufig anerkannt und hier der Gruppe 9 (Gesellschafts- und Begleithunde) zugeordnet. Gemäß dem vorläufigen Rassestandard soll er eine Schulterhöhe von etwa 21 bis 23 Zentimetern erreichen, wobei die Größe um einen Zentimeter nach oben oder unten abweichen kann. Die Hunde können bis zu 15 Jahre alt werden.

Das Gewicht eines Prager Rattlers liegt normalerweise zwischen 1,5 und 3,5 Kilogramm, wobei die FCI eine Idealgewicht von etwa 2,6 Kilogramm vorsieht. Der birnenförmige Kopf des Prager Rattlers ist im Verhältnis zum Körper relativ groß. Er hat eine abgerundete Schädelform mit einem deutlichen „Stop“. (Das ist die Stelle, an welcher die Stirn in den Nasenrücken übergeht). Die Schnauze ist kurz und spitz zulaufend.

Prager Rattler haben große, aufrechte Ohren, die an den Seiten des Kopfes hoch angesetzt sind. Die Ohren sind dreieckig und leicht abgerundet. Die Augen des quirligen Vierbeiners sind groß und lebhaft. Ihre Farbe kann von dunkel bis bernsteinfarben variieren. Auch wenn seine Beine eher zierlich wirken, ist der Körper des Prager Rattlers kompakt und muskulös. Der Rücken ist gerade und gut bemuskelt, während die Brust gut entwickelt ist und bis zum Ellenbogen reicht.

Die Rute wird hoch angesetzt getragen und kann entweder natürlich lang oder auch kupiert sein. Das glänzende Fell des kleinen Hundes ist kurz, glatt sowie dicht und liegt eng am Körper an. Neben der kurzhaarigen Version des Prager Rattlers gibt es auch eine Varietät mit etwas längerem Fell und längerem, fransigem Haar an Ohren, Rute, Hinterhand sowie an der Brust.

Die Farben können laut Rassestandard unterschiedlich sein und reichen von Schwarz, Braun, Blau bis zu Creme oder Rehfarben. Bei den dunkleren Fellvarianten findet man lohfarbene Abzeichen an Backen, Brust, über den Augen sowie an den Pfoten. Auch die Pfoten des Prager Rattlers sind klein und kompakt. Sie haben gut gepolsterte Sohlen, die dem Hund beim Laufen Stabilität geben.

 

Wesen, Charakter und Erziehung des Prager Rattlers

 

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Prager Rattler haben einen besonders lebendigen und mutigen Charakter. Sie sind sehr wachsam.

Foto: Nicki Schmidt

Der Prager Rattler hat typischerweise einen lebhaften, aufmerksamen und liebevollen Charakter. Es handelt sich um eine besonders kluge Rasse und die Hunde zeigen eine schnelle Auffassungsgabe sowie eine hohe Lernbereitschaft, aber auch eine gewisse Dickköpfigkeit. Mit einer konsequenten und positiven Erziehung kann er schnell große Fortschritte machen. Der Rattler baut eine enge Beziehung zu seinem Besitzer auf und genießt es, Zeit mit seinen Lieben zu verbringen.

Er ist oft anhänglich, sucht nach Zuneigung und liebt es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Gleichzeitig ist er von Natur aus wachsam sowie mutig und neigt dazu, auf Geräusche und Veränderungen in seiner Umgebung mit entsprechendem Gebell zu reagieren und so seine Familie vor möglichen Bedrohungen zu warnen. Eine gezielte und frühe Sozialisation des Prager Rattlers ist wichtig, um sicherzustellen, dass er sich gut mit anderen Hunden und Menschen versteht.

Prager Rattler können gut mit Kindern auskommen, insbesondere wenn sie von klein auf mit ihnen aufwachsen und gut sozialisiert sind. Es ist jedoch wichtig, dass Kinder den Hund respektvoll behandeln und lernen, wie man angemessen mit ihm umgeht, da er aufgrund seiner geringen Größe nur zu gerne als „Kuscheltier“ missbraucht wird und dann möglicherweise empfindlich reagiert.

Rattler vertragen sich in der Regel gut mit anderen Hunden, wenn sie rechtzeitig ab dem Welpenalter eine geeignete Sozialisation erfahren haben. Wie bei allen Hunden ist es wichtig, erste Begegnungen mit anderen Hunden aber kontrolliert und positiv zu gestalten, um Konflikte zu vermeiden.

Der Prager Rattler kann durchaus einen ausgeprägteren Territorialinstinkt haben. Er wird immer versuchen, seine Familie und sein Zuhause zuverlässig zu beschützen. Dies führt oft dazu, dass er Fremde misstrauisch beäugt oder bellt, wenn er sich bedroht fühlt. Auch hier hilft eine angemessene Sozialisierung und Erziehung, diesen natürlichen Schutzinstinkt zu kanalisieren und ein angemessenes Verhalten zu fördern.

Schlecht erzogene Prager Rattler können zu ausgiebigem Kläffen neigen und für Ärger mit den Nachbarn sorgen. Wie bei allen Hunden ist eine liebevolle, aber konsequente Erziehung wichtig. Positive Verstärkung und belohnungsbasierte Trainingsmethoden fruchten auch bei dem temperamentvollen Rattler. Stets sollte man den kleinen und energiegeladen Kerl genügend geistig und körperlich herauszufordern. Eine gute Auslastung trägt auch dazu bei, unerwünschtes Verhalten, wie z.B. Kauen und Kratzen zu minimieren.

 
 

Typische Rassekrankheiten des Prager Rattlers

 

Der Prager Rattler ist im Allgemeinen eine robuste und gesunde Hunderasse. Allerdings können auch bei ihm bestimmte rassetypische Krankheiten oder gesundheitliche Probleme auftreten. Dabei sollte man insbesondere auf Folgendes achten:

  • Zahnprobleme: Aufgrund ihrer kleinen Größe haben Prager Rattler oft Probleme mit Zahnverlust, Zahnfleischerkrankungen und Zahnsteinbildung. Eine regelmäßige Zahnpflege, wie Zähneputzen und Kontrollen beim Tierarzt, ist wichtig, um ihre Mundgesundheit zu erhalten.
  • Patellaluxation: Diese Erkrankung betrifft die Kniegelenke. Es handelt sich um eine Ausrenkung der Kniescheibe, die zu Lahmheit und Schmerzen führen kann. In einigen Fällen kann eine chirurgische Korrektur erforderlich sein. Patellaluxationen kommen besonders bei kleinen Rassen häufiger vor.
  • Augenprobleme: Einige Prager Rattler können an erblichen Augenerkrankungen wie Katarakten (grauer Star) oder Progressive Retinaatrophie (PRA) leiden. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen der Augen können dazu beitragen, solche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
  • Zwergwuchs: Achten Sie darauf, dass die Hundeeltern Ihres Prager Rattler Welpen eine angemessene Größe und das dazu passende Gewicht haben. Manch unseriöse Züchter züchten bewusst auf Zwergwuchs hin, was einer robusten Gesundheit nicht zuträglich ist. Typische Merkmale sind stark hervortretende Augäpfel oder ein permanentes Zittern.
  • Allergien: Wie bei vielen Hunderassen können auch Prager Rattler an verschiedenen Allergien leiden, einschließlich Futtermittelallergien oder Umweltallergien wie Pollen oder Staubmilben. Symptome können Juckreiz, Hautrötung und Verdauungsstörungen sein. Eine angepasste Ernährung und gegebenenfalls Medikamente können helfen, Allergiesymptome zu lindern.

Generell ist der Prager Rattler eine recht gesunde Hunderasse. Auf der sicheren Seite sind Sie aber, wenn Sie den Züchter Ihres Vertrauens zu den o.g. Punkten befragen und sich Nachweise über entsprechende Vorsorgeuntersuchungen zeigen lassen.

 
 

Auslauf, Pflege und Haltung des Prager Rattlers

 

Der Prager Rattler ist ein aktiver Hund, der gerne herumtobt. Er benötigt täglich Auslauf, um seine schier unerschöpfliche Energie ausreichend abzubauen und ist daher nicht für einen Stubenhocker geeignet. Zwei bis drei Spaziergänge pro Tag sind ideal, wobei jeder Spaziergang etwa 20 bis 30 Minuten dauern kann. Rattler lieben es, ihre Umgebung zu erkunden und neue Gerüche zu erschnüffeln.

Lassen Sie ihn ruhig auch mal freilaufen und kleine Erkundungstouren machen, aber berücksichtigen Sie auch seinen Jagdinstinkt. Bei Begegnungen mit kleinen Tieren wie Eichhörnchen oder Kaninchen sollte man ihn gut beaufsichtigen und besser an der Leine zu halten. Einige Rattler können auch dazu neigen, beim Spaziergang hinter Vögeln herzujagen. Eine zuverlässige Abrufbarkeit sollte daher schon ab dem Welpenalter antrainiert werden.

Neben dem Auslauf braucht der Prager Rattler auch geistige Beschäftigung. Intelligenzspielzeug, Futterbälle oder interaktive Spielzeuge sind großartige Möglichkeiten, um seinen Verstand zu fordern und ihm Aufgaben zu geben. Er liebt es, nach versteckten Leckerlis zu suchen oder knifflige Rätsel zu lösen. Rattler sind schlau und lernen gerne Neues. Was Hundesportarten angeht, gibt es einige, die für den Prager Rattler besonders geeignet sind.

Agility wird ihm besonders gefallen, da er schnell und wendig ist. Er liebt es, durch Tunnel zu flitzen, über Hürden zu springen und durch Slalomstangen zu sausen. Flyball, bei dem er über Hürden springen und Bälle fangen kann, ist ebenfalls eine gute Option. Um seinen Gehorsam zu schulen und eine enge Bindung aufzubauen, kann man auch einmal Dogdancing oder Obedience mit ihm ausprobieren.

In puncto Fellpflege ist der Prager Rattler recht anspruchslos. Sein kurzes, glattes Fell benötigt nicht viel Aufwand. Ein gelegentliches Bürsten mit einer weichen Bürste oder einem Gummihandschuh, um lose Haare zu entfernen, reicht aus. Bei winterlichen Bedingungen oder feuchtem, kaltem Wetter ist es besonders wichtig, dass die kurzhaarigen Hündchen angemessen vor Kälte geschützt werden. Ein Hundemantel in der richtigen Größe kann dabei helfen. Dies ist insbesondere bei älteren Hunden von Bedeutung, die sich möglicherweise nicht mehr so viel und intensiv bewegen wie jüngere Hunde, um Erkältungskrankheiten vorzubeugen.

 
 

Häufig gestellte Fragen zum Prager Rattler

 
Sind Prager Rattler Kläffer?

Wie bei vielen Hunderassen ist es auch beim Prager Rattler von einer frühzeitigen und gelungenen Erziehung abhängig, ob der Hund zu ausgiebigem Gebell neigt oder nicht. Verhätschelt man den kleinen Hund zu sehr und trägt ihn immer auf dem Arm, wird man aber mit Sicherheit einen nervtötenden Kläffer erhalten. 

Warum zittert der Prager Rattler?

Neben dem Chihuahua neigt auch der kleine Prager Rattler verstärkt zum Zittern. Ursache ist meist Unterzuckerung und ein stärkerer Wärmeverlust aufgrund der geringen Größe des Hundes. Daher sollte man auch vom Erwerb eines besonders klein gezüchteten Prager Rattlers absehen, da hier meist ein verstärktes Zittern auftritt und der Hund von stärkeren gesundheitlichen Problemen betroffen sein kann.