Der Maremmano ist ein kräftiger und besonders territorial veranlagter Herdenschutzhund

 

Der „Pastore Maremmano“ stammt ursprünglich aus der italienischen Maremma

 

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Der Maremmano ist ein sehr großer Herdenschutzhund, der zum Bewachen großer Schaf- und Viehherden eingesetzt wurde und wird. Er stammt aus Mittelitalien, genauer gesagt aus der Maremma.

Foto: xiSerge@Pixabay

In seinem Aussehen erinnert der große und besonders robuste Maremmano (italienisch: Pastore Maremmano) an einen Eisbären. Er ist ein sehr eigenständig und tapfer handelnder Herdenschutzhund, der ursprünglich aus Mittelitalien stammt und noch heute zum Bewachen großer Viehherden eingesetzt wird.

Obwohl er heute auch gerne als Familien- oder Begleithund gehalten wird, sollte man berücksichtigen, dass der Maremmano wegen seines ausgeprägten Schutz- und Territorialinstinkts ein Hund ist, der einer starken und konsequenten Führung bedarf.

 

Geschichte und Herkunft des Maremmano

 

Steckbrief Maremmano

  • Ursprungsland: Italien
  • Standardnummer: 201
  • Widerristhöhe: Rüden: 67 bis 73,5 cm, Hündinnen: 62 bis 70 cm
  • Gewicht: Rüden: 40 bis 52 kg, Hündinnen: 35 und 45 kg
  • Verwendung: Schutzhund, Wachhund, Herdenschutzhund
  • FCI-Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
  • Sektion 1: Schäferhunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Der heutige Maremmano, auch bekannt als Maremmano-Abruzzese oder Maremmen-Abruzzen-Schäferhund (das ist die offizielle Rassebezeichnung der FCI), ist eine Hunderasse, die ihren Ursprung in Mittelitalien hat. Genau genommen ist der heutige Maremmano-Abruzzese eine Rasse, die aus der Kreuzung von Herdenschutzhunden entstand, die zum einen in der Maremma, einer Region in der westlichen Toskana, und zum anderen in den Abruzzen, einem Landstrich der östlich der Toskana liegt, beheimatet waren.

1956 wurde die Rasse offiziell von der FCI anerkannt. Verfolgt man die Wurzeln des Maremmano allerdings weiter zurück, so stellt man fest, dass die Ahnen des Hundes ursprünglich wohl aus Asien stammten und bereits vor Hunderten von Jahren auf großen Völkerwanderungen nach Europa gelangt sein könnten.

Eine andere These besagt, dass bereits die Römer von ihren Kriegszügen aus Asien Vorfahren der Hunde mitgebracht haben. Für diese These spricht, dass sich die Römer bereits vor über 2.000 Jahren Herdenschutzhunde mit weißem Fell hielten. Das weiße Fell half, den Hund von einem angreifenden Wolf oder Bären auch in der Nacht gut unterscheiden zu können.

Neben dem Maremmano zählen zu den großen weißen Herdenschutzhunden der ungarische Kuvasz, der französische Pyrenäenberghund, der slowenische Cuvac, der polnischer Podhalanski oder auch der Türkische Akbas. Da sich all diese Hunde, sowohl hinsichtlich ihres tapferen und selbstständigen Charakters, als auch vom Aussehen her recht ähnlich sind, ist es naheliegend, dass sie gemeinsame Wurzeln in ihrer Entstehungsgeschichte haben.

 
 

In Italien wurde der Maremmano schließlich zunächst von Hirten und Schäfern gezüchtet, um ihre Viehherden in den rauen und hügeligen Weiten der Maremma vor Raubtieren wie Wölfen und Bären zu schützen. Man schätzte die Hunde für ihre Fähigkeit, die Herden auf den großen offenen Weideflächen sicher zu bewachen und zu verteidigen.

Bei der Zucht der Hunde legte man großen Wert darauf, die Schutz- und Wacheigenschaften zu verbessern und gleichzeitig ihre Fähigkeit zu erhalten, in den oft schwierigen klimatischen Bedingungen der Maremma zu überleben. Auch heute noch setzt man die robusten weißen Herdenschutzhunde zum Schutz des Weideviehs ein.

Dabei arbeitet der Maremmano absolut eigenständig, was bedeutet, dass er selbst entscheidet, wann er eingreifen muss, um die ihm anvertrauten Nutztiere zu schützen und zu verteidigen. Mit lautem Gebell und beeindruckenden Drohgebärden vertreibt er bedingungslos angreifende Tiere.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Maremmano als zuverlässiger und mutiger Schutzhund bewährt. Die Rasse wurde so auch bei Großgrundbesitzern und Bauern außerhalb Italiens weltweit immer beliebter.

In den letzten Jahrzehnten hat der Maremmano aufgrund seines freundlichen und loyalen Charakters aber auch als Begleit- und Familienhund an Popularität gewonnen. Bis heute hat sich die Rasse ihre ursprünglichen Merkmale bewahrt und ist immer noch ein hervorragender Herdenschutzhund.

Video zur Rasse des Maremmano

 
► Maremmano Abruzzese [2023] Geschichte, Aussehen, Charakter, Erziehung, Haltung & Krankheiten
 

Aussehen des Maremmano

 

Der Maremmano ist ein großer und imposanter Hund mit einem kräftigen Körperbau. Seine schiere Größe sorgt für ein souveränes und stolzes Auftreten in sämtlichen Lebenslagen. Männliche Maremmanos sollten gemäß Rassestandard eine Schulterhöhe von etwa 67 bis 73,5 Zentimetern erreichen, während weibliche Hunde mit einer Widerristhöhe von etwa 62 bis 70 Zentimetern etwas kleiner sein dürfen.

Das ebenfalls von der FCI festgelegte Gewicht sollte bei Rüden zwischen 40 und 52 Kilogramm liegen, während Hündinnen zwischen 35 und 45 Kilogramm auf die Waage bringen dürfen. Die Lebenserwartung der Hunde liegt in der Regel bei 10 bis 12 Jahren, manche Maremmanos können aber auch bis zu 15 Jahre alt werden.

Der Maremmano hat eine besonders robuste und muskulöse Statur. Mit seinem geradlinigen Rücken ist er gut proportioniert und vermittelt den Eindruck von Kraft und Ausdauer. Der Kopf des Maremmano ist kegelförmig geformt und hat eine breite Schnauze mit einem kräftigen Gebiss. Seine eher kleinen Ohren sind dreieckig und hängend.

Markant ist seine tiefsitzende und breite Brust, die durch die üppige Mähne im Hals- und Brustbereich noch beeindruckender wirkt. Seine sanftmütigen Augen sind mittelgroß, mandelförmig und dunkel.

Das wunderschöne, einem Eisbären ähnelnde weiße Fell des Maremmano ist dicht und wetterbeständig. Dabei ist das Haarkleid an den Schultern und den Oberschenkeln besonders lang und buschig. Die kräftige Unterwolle schützt den wetterfesten Vierbeiner vor den rauen klimatischen Bedingungen der Maremma besonders gut. Gemäß Rassestandard darf das Fell auch Nuancen von Elfenbeinfarben, Zitronengelb oder Blassorange aufweisen.

 
 

Wesen, Charakter und Erziehung des Maremmano

 

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Maremmanos sind sehr eigenständig handelnde Hunde, die ein starken Territorialinstinkt besitzen. Trotz ihres dominanten Charakters gelten sie als kinderlieb und familienfreundlich.

Foto: Julie Clarke@Pixabay

Der Maremmano besticht durch seinen besonders ausgeprägten Schutzinstinkt, sowie seine große Loyalität und mentale Stärke. Die Hunde haben eine starke Präsenz und sind bekannt für ihre Wachsamkeit und ihr stark territoriales Verhalten. All diese Eigenschaften machen sie zu ausgezeichneten Wach- und Schutzhunden, fordern aber auch eine konsequente Erziehung und Sozialisation.

Die ihm anvertrauten Herden bzw. das von ihm zu bewachende Eigentum, wie Haus und Hof, wird er immer energisch und entschlossen verteidigen. Als ausgezeichneter Wachhund bemerkt er Bedrohungen oder Eindringlinge frühzeitig und reagiert dementsprechend zuverlässig und ohne Rücksicht auf Verluste.

Sein Schutzinstinkt wirkt sich z.B. durch ein besonders ausgeprägtes Verantwortungsgefühl gegenüber einer ihm anvertrauten Schafherde aus: Während einer Geburt der kleinen Lämmer beschützt er das Mutterschaf zuverlässig und achtet genau darauf, dass sich keine ungebetenen Eindringlinge nähern.

Manche Schafhirten geben ihre Maremmano Welpen sogar in die Obhut der Schafmutter, damit die jungen Hunde quasi von klein auf lernen, die Schafherde als eigene Familie anzusehen und zu beschützen. Ein Maremmano sollte ab dem Welpenalter mit Konsequenz und liebevoller Strenge aber ohne Zwang erzogen werden.

Auch eine frühzeitige Sozialisierung mit Artgenossen ist wichtig, damit er später beim Aufeinandertreffen mit anderen Vierbeinern nicht unangemessen reagiert. Viele Maremmanos zeigen grundsätzlich ein dominantes Verhalten gegenüber anderen Hunden, insbesondere gegenüber Vertretern des gleichen Geschlechts.

Die Hunde werden sich allerdings auch bei einer gelungenen Erziehung stets einen gewissen Grad an Unabhängigkeit und Selbstständigkeit bewahren, was bedeutet, dass man von ihnen nie den Gehorsam oder das unterwürfige Verhalten beispielsweise eines Deutschen Schäferhundes erwarten kann.

 
 

Der große Drang zum selbstständigen Handeln liegt darin begründet, dass sein Herdenschutzhund-Dasein immer schon eigenständige Entscheidungen voraussetzte, um seine Herde zuverlässig zu beschützen. Diese Charaktereigenschaft ist bereits seit vielen Generationen in den Genen des Maremmano und seiner Ahnen verankert.

Wird der Maremmano entsprechend seiner Veranlagung richtig ausgelastet und darf er ein großes Areal bzw. eine Herde beschützen und bewachen, eignet er sich auch als Familienhund, denn er ist äußerst loyal und treu gegenüber seinen Lieben.

Maremmanos bauen eine starke Bindung zu ihrem menschlichen Rudel auf und kommen bei einer guten Sozialisierung und Erziehung auch mit Kindern gut aus. Dabei zeigen sie ein besonders geduldiges und liebevolles Verhalten. Dennoch sollte man einen Maremmano und (kleine) Kinder nie unbeaufsichtigt lassen, denn im ungestümen Spiel kann der große und schwere Hund ein Kind doch unbeabsichtigt leicht verletzen.

Normalerweise hat der Maremmano eine hohe Reizschwelle, was bedeutet, dass er sich nicht leicht erschrecken oder provozieren lässt. Als Anfängerhund ist der Maremmano allerdings nur sehr bedingt geeignet. Menschen mit wenig oder keiner Hundeerfahrung sollten daher unbedingt ab dem Welpenalter eine geeignete Hundeschule besuchen oder sich in der Erziehung durch einen Hundetrainer unterstützen lassen.

A&O für ein entspanntes Zusammenleben in der Familie ist aber, dass der urwüchsige und unabhängige Hund mentale Aufgaben, wie z.B. das Bewachen eines großen Gehöfts, gestellt bekommt. Normalerweise zeigt ein Maremmano keinen starken Jagdtrieb und kann daher nach entsprechender Eingewöhnung auch mit andren Haustieren, wie z.B. Katzen, gut gemeinsam gehalten werden.

 
 

Typische Rassekrankheiten des Maremmano

 

Da der Maremmano als recht gesunde Hunderasse gilt, gibt es kaum rassetypische Krankheiten, auf die man achten muss. Rassetypischen Gesundheitsprobleme des Maremmano sind im Wesentlichen:

  • Hüftgelenksdysplasie (HD): HD ist eine Erkrankung, bei der die Hüftgelenke nicht richtig entwickelt ist, was zu Schmerzen, Lahmheit und eingeschränkter Bewegungsfreiheit führen kann.
  • Ellbogendysplasie (ED): Ähnlich wie bei HD betrifft ED die Ellenbogengelenke. Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung der Gelenke, die zu Lahmheit und Schmerzen führen kann.
  • Übergewicht und Magendrehungen: Maremmanos können zu Übergewicht neigen, daher sollte man ihnen besser mehrere kleine Futterrationen täglich anbieten. Dies beugt auch Magendrehungen vor, für die alle großen Hunderassen anfälliger sind. Nach dem Fressen sollte man den Hund in Ruhe verdauen lassen und exzessives Treppensteigen sowie ein Zuviel an Bewegung vermeiden.

Wenn Sie sich einen Maremmano anschaffen wollen, sollten Sie sich an einen verantwortungsvollen Züchter wenden, der durch entsprechende Röntgenuntersuchungen nachweisen kann, dass die Hundeeltern der Welpen frei von einer Disposition zu Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogendysplasie (ED) sind.

 

Auslauf, Pflege und Haltung des Maremmano

 

Neben körperlicher Bewegung benötigt der Maremmano vor allem geistige Stimulation, die man dem Hund am besten in Form anspruchsvoller Hüte- bzw. Herdenschutz- und Wachaufgaben gibt. Zwar können auch intellektuelle Herausforderungen wie Suchspiele, Denksportaufgaben oder interaktives Spielzeug helfen, den Maremmano zu beschäftigen und zu stimulieren, doch wird sich dieser Hund niemals wie viele andere Rassen für gängige Hundesportarten, wie z.B. Agility, begeistern können und solche Betätigungen eher in die Kategorie „kindisch“ einordnen.

Nein, ein Maremmano will ernsthaft arbeiten und nicht mit solchem „Firlefanz“ beschäftigt werden. Auch vom Körper her ist er für die meisten Sportarten zu schwer gebaut. Für die Haltung in einer Stadtwohnung ist der sehr große Hund gar nicht geeignet.

Am liebsten hält sich der wetterfeste „Eisbär“ im Freien auf und kann selbst im Winter in einer großen Hundehütte wohnen, dennoch ist regelmäßiger familiärer Anschluss absolut lebensnotwenig für den anhänglichen Hund. Ideal ist eine sichere und eingezäunte Umgebung, damit der Hund frei herumlaufen und seinem Wach- und Schutztrieb nach Herzenslust frönen kann.

Der Maremmano hat ein dichtes, wetterbeständiges Fell, das auch nach einem Regenschauer schnell abtrocknet aber regelmäßig gebürstet werden sollte, um Verfilzungen und Verknotungen zu vermeiden. Die Fellpflege ist zwar nicht täglich notwendig, sollte aber gerade während des zweimal jährlichen Fellwechsels intensiviert werden, um die abgestorbene Unterwolle zuverlässig zu entfernen. So bleibt das Fell sauber und gesund.

Baden sollte man den Hund nur, wenn es gar nicht mehr anders geht, da übermäßiges Baden das natürliche Gleichgewicht der Haut und des Fells stören kann. Dabei sollte man ein mildes, rückfettendes Hundeshampoo verwenden und sicherzustellen, dass Shampooreste vollständig aus dem Fell ausgespült werden.

Die Ohren des Maremmano überprüft man am besten regelmäßig auf Anzeichen von Infektionen oder Schmutz und reinigt sie bei Bedarf. Eine regelmäßige Zahnpflege mit einer geeigneten Hundezahnbürste und spezieller Hundezahnpasta hilft, Zahnsteinbildung und Zahnfleischerkrankungen zu vermeiden.

 

Häufig gestellte Fragen zum Maremmano

 
Eignet sich der Maremmano als Familienhund?

Wenn ein Maremmano genügend ausgelastet wird, z.B. durch das Bewachen eines großen Grundstücks, kann der große Hund durchaus als Familienhund gehalten werden. Maremmanos gelten als kinderlieb, treu und besonders loyal gegenüber ihren Besitzern. 

Wie sollte man den Maremmano erziehen?

Der Maremmano ist kein Anfängerhund. Er braucht eine strenge, konsequente und dennoch liebevolle Erziehung. Hundeanfänger sollten sich auf jeden Fall Unterstützung durch einen Hundetrainer oder eine Hundeschule geben lassen