Der Deutsche Pinscher – Ein selbstsicherer Individualist

 

Als „Rattenfängerhund“ stellte der Deutsche Pinscher vor über 100 Jahren seine Jagdeigenschaften unter Beweis

 

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Der Deutsche Pinscher wurde ursprünglich zur Jagd auf Ratten und Mäuse gezüchtet.

Einstmals als professioneller Rattenfänger im Einsatz: Der Deutsche Pinscher

Der Deutsche Pinscher – Einst ein beliebter Ratten- und Kutscherhund, wurde der Deutsche Pinscher 2003 auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen gesetzt. Aufgrund seines Arbeitseinsatzes bekam er auch die Bezeichnung Rattler oder Stallpinscher zugedacht.

Deutsche Pinscher waren einst vielseitige Arbeitshunde, die für verschiedene Aufgaben verwendet wurden, darunter das Jagen von Ratten und Mäusen, das Bewachen von Haus und Hof und das Hüten von Vieh. Ihre Fähigkeiten als Wachhunde machten sie zu wertvollen Begleitern für Bauern und Handwerker.

In seiner Geschichte begründet ist die ausgeprägte Individualität und Eigenständigkeit des Deutschen Pinschers, was bei seiner Haltung und Erziehung unbedingt berücksichtigt werden muss. Ursprünglich wurden sowohl der glatthaarige Pinscher als auch der rauhaarige Schnauzer als zwei Varietäten einer Rasse (dem Pinscher) betrachtet, die sich nur in ihrer Fellstruktur unterscheiden.

 

 

 
 

Geschichte und Herkunft des Deutschen Pinschers

 

Steckbrief Deutscher Pinscher

  • Ursprungsland: Deutschland
  • Standardnummer: 184
  • Widerristhöhe: (von FCI festgelegt) 45 bis 50 cm
  • Gewicht: (von FCI festgelegt) 14 bis 20 kg
  • Verwendung: Wachhund, Begleithund
  • FCI-Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde und andere Rassen
  • Sektion 1: Pinscher und Schnauzer. Ohne Arbeitsprüfung.

Vor über 100 Jahren hielt man die Hunde in Deutschland zur Dezimierung von Ratten und Mäusen. Er war auf nahezu jedem Hof als Kutschen- und Stallhund zu finden.

Als Rattenfänger kümmerte er sich selber um seinen Speiseplan, und seine Wachsamkeit auf dem Kutschbock sorgte dafür, dass der Kutscher auch schon mal getrost seinen Sitz verlassen konnte, um der angebeteten Magd seine Aufwartung zu machen.

Eine der ersten Erwähnungen des glatthaarigen Deutschen Pinschers in Deutschland datiert auf 1836, als der Botaniker Heinrich Gustav Reichenbach davon sprach, dass dieser Hund als „nette Hunderasse“ den Mops im Lande vertrieben habe.

Wurden anfänglich die glatt- wie auch die rauhaarigen Varianten als eine Rasse angesehen, so unterschied man ab dem 20. Jahrhundert, indem man den glatthaarigen Pinscher und den rauhaarigen Schnauzer in zwei unterschiedliche Rassen einteilte.

1950 bemühte sich Werner Jung um die stetig seltener werdenden glatthaarigen Deutschen Pinscher, indem er deren Erhalt in einem neu gegründeten Pinscher-Schnauzer-Klub 1895 e.V förderte.

 
 
 

Video zur Rasse des Deutschen Pinschers

 
► Deutscher Pinscher [2018] Rasse, Aussehen & Charakter
 

Aussehen des Deutschen Pinschers

 

Der Deutsche Pinscher wird unter der FCI-Standard-Nummer 184 geführt, wobei er zur Gruppe 2 (Pinscher und Schnauzer – Molossoiden – Schweizer Sennenhunde) sowie Sektion 1 (Pinscher und Schnauzer), und dort wiederum zur Untersektion 1.1. (Pinscher) zählt. Der mittelgroße Hund hat eine kompakte und muskulöse Körperstruktur. Sein Körper ist gut proportioniert, wodurch er Agilität und Kraft ausstrahlt.

Laut Rassestandard dürfen Rüden und Hündinnen eine Widerristhöhe von 45 bis 50 cm erreichen. Das Gewicht ist mit 14 bis 20 kg festgelegt. Sie erreichen ein Alter von 12 bis 14 Jahren. Pinscher haben ein kurzes, dichtes, glatt anliegendes und glänzendes Fell ohne Unterwolle.

Das Haarkleid ist dabei in den Farbvarianten schwarz und lohfarben, sowie einfarbig in den Tönen hirschrot bis dunkelrot-braun zugelassen. Der Deutsche Pinscher hat einen nahezu quadratischen Körperbau, wobei sein kräftiger Rücken leicht nach hinten abfällt. Früher kupierte man die Rute, was heute verboten ist.

Der Kopf des Deutschen Pinschers hat eine leicht gewölbte Schädelform mit einem gut definierten Stop. Die Augen des Deutschen Pinschers sind mittelgroß und oval. Ihre Farbe variiert je nach Fellfarbe. Die Ohren stehen hoch angesetzt und sind v-förmig. Auch sie wurden früher kupiert, was heute, ebenso wie das Kupieren des Schwanzes, nicht mehr erlaubt ist.

 

Wesen, Charakter und Erziehung des Deutschen Pinschers

 

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Gelehrigkeit und große Treue zeichnen den Charakter des Deutschen Pinschers aus. Seine Erziehung muss mit Konsequenz erfolgen.

Stets wachsam: Der Deutsche Pinscher ist seinem „Rudel“ treu ergeben und ein guter Wachhund für Haus und Hof. Er ist kein „Anfängerhund“ und sollte daher auch konsequent erzogen werden.

Viel Temperament, enorme Gelehrigkeit, hohe Aufmerksamkeit, Ausdauer und Wachsamkeit sowie Gutartigkeit, Treue und Freude am Spiel, das sind die typischen Wesensmerkmale des Deutschen Pinschers.

Dabei entgeht ihm kaum eine Veränderung in seinem Umfeld, was er mit großer Wachsamkeit umgehend meldet, wobei er bei richtiger Erziehung keineswegs zum Kläffer wird. Aus dem einstigen Hof- und Stallhund ist mittlerweile ein anpassungsfähiger Familienhund geworden.

Da er oft eine ungestüme Spielfreude besitzt, ist er allerdings für sehr kleine Kinder weniger geeignet. Während er seinem Rudel gegenüber stets freudig gesinnt ist, zeigt er sich Fremden gegenüber zunächst einmal skeptisch und schlägt bei deren Erscheinen sofort an.

Je nach Wurf ist der Jagdtrieb des Deutschen Pinschers mehr oder weniger stark ausgeprägt. Gleiches gilt für die Eigenmächtigkeit beim Erkunden der Umgebung. Dem sollte vor allem bei seiner Erziehung Rechnung getragen werden. Daher ist auch der Besitz einer solchen Hunderasse für Hundeneulinge nicht immer ratsam.

Manchmal können Pinscher durchaus einen recht sturköpfigen Charakter mit einer Neigung zur Dominanz entwickeln. All dies setzt für eine gelungene Erziehung ein gewisses Durchsetzungsvermögen seines Besitzers voraus. Da der Pinscher sehr intelligent ist, wird man ihn am ehesten mit Erfolg erziehen, wenn man auf kreative Weise seinen ausgeprägten Spieltrieb nutzt, um ihm sinnvolle Regeln und Kommandos beizubringen.

Erscheinen ihm bestimmte Regeln nicht sinnvoll und werden dazu noch mit lauter Stimme kommuniziert, wird ein Besitzer schnell an seine Grenzen stoßen und den besonders klugen und spitzfindigen Ungehorsam des Hundes gewiss besser kennenlernen. Wenig souveräne Erziehungsmethoden nimmt der intelligente Hund schnell zum Anlass, einen mühsam anerzogenen Grundgehorsam schnell zu ignorieren.

Pinscher fordern stets ein großes Maß an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dennoch sollte man den Hunden „ihren Freiraum“ lassen und sie nicht unangemessen vereinnahmen, denn ihren eigenen Kopf werden die Hunde immer behalten.

 

 
 

Auslauf, Pflege und Haltung des Deutschen Pinschers

 

Da der Deutsche Pinscher sehr anpassungsfähig und gelehrig ist, kann er sowohl in einer Stadtwohnung, in einem Haus, aber auch auf einem größeren landwirtschaftlichen Anwesen gut gehalten werden. Für die Zwingerhaltung ist dieser temperamentvolle aber auch sensible Hund keineswegs geeignet. 

Wichtig ist ein enger Kontakt zum Menschen, sowie genügend Auslauf und Spielangebote. Sein Besitzer sollte unbedingt sportlicher Natur sein, denn der Vierbeiner will stets beschäftigt und gefordert werden. Ideal sind für ihn Hundesportarten wie etwa Agility oder ähnlicher Turnierhundesport. Auch als Begleithund bei Ausritten mit dem Pferd oder beim Joggen und Radfahren kann er gut mitgenommen werden.

Geistige Auslastung bietet man dem Pinscher am besten z.B. durch Mantrailing oder Fährtensuche. Mit seinem unverwechselbaren Charme und seiner Lebendigkeit wird der energiegeladene Hund immer versuchen, seinen Besitzer zu Aktivitäten jeglicher Art zu animieren. Wenn er sich so richtig ausgepowert hat, zeigt er sich zuhause besonders verschmust und anhänglich. Das glatte und kurze Fell des einst begnadeten Rattenfängers ist extrem pflegeleicht. Regelmäßiges Bürsten genügt.

 

Rassetypische Krankheiten beim Deutschen Pinscher

 

Da von 1998 bis 2003 nur 160 bis 220 Welpen ins Zuchtbuch eingetragen wurden, beschloss man 2003, den Deutschen Pinscher auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Hunderassen zu setzen. Letztlich verhalf dieser Umstand dem Pinscher glücklicherweise wieder zu gesteigerter Popularität und inzwischen betreiben auch wieder mehr Hundezüchter eine Pinscher-Zucht, was sich in steigenden Zahlen der Welpen bemerkbar macht, die dem VDH gemeldet werden.

Der Pinscher wurde nie in großen Zahlen gezüchtet und so kam es auch nicht zu der sonst meist unvermeidlichen Überzüchtung der Rasse. Daher ist der Pinscher ein recht unempfindlicher Vertreter seiner Art, der aber wegen seiner fehlenden Unterwolle im Winter draußen immer ausreichend Bewegung bekommen muss, damit er sich nicht erkältet. Er leidet in der Regel kaum an Krankheiten oder rassetypischen Problemen.

Neben gelegentlich auftretender Hüftgelenksdysplasie, deren Disposition bei den Elterntieren durch einen obligatorischen Test negativ sein muss, kann der Pinscher manchmal an der von Willebrand Krankheit erkranken. Hierbei handelt es ich um eine Blutgerinnungsstörung, die zu Nasenbluten, Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder auch zu verlängerten Blutungen der Hündin während der Läufigkeit führen kann. Auch die von Willebrand Krankheit ist erblich bedingt und eine entsprechende Disposition kann mithilfe eines Gentests nachgewiesen werden.

Dieser Test ist allerdings nicht verpflichtend für den Züchter, sollte aber von einem verantwortungsvollen Züchter trotzdem durchgeführt werden. Fragen Sie Ihren Züchter am besten danach! Ansonsten kann sich der umtriebige Hund leicht an den Ohren verletzen, da die Ränder der Ohren nur dünn mit Fell bedeckt sind.

 
 

Pinscher in Not

 

Wie kann es passieren, dass Pinscher in Not kommen? Leider ereignet es sich immer wieder, dass vor dem Kauf einfach zu wenig überlegt, oder das Einverständnis der Familie eingeholt wird. Im Welpenalter sind alle Hunde besonders süß und bei vielen Rassen wird verkannt, welche Anforderungen der Hund als erwachsener Hund stellt.

So geraten dann auch Exemplare dieser Rasse unverhofft in Not und müssen ihr Dasein in einem Tierheim fristen. Wer sich für einen Pinscher interessiert, tut gut daran, zunächst einmal einige Tierheime zu besuchen; vielleicht findet sich ja auch ein Hund dieser einzigartigen Rasse, der abgeschoben wurde und sich wahnsinnig über ein neues Zuhause freut.

 

Häufig gestellte Fragen zum Deutschen Pinscher

 
Ist der Deutsche Pinscher gefährlich?

Nein, der Deutsche Pinscher ist nicht gefährlicher als die meisten Hunderassen. Er wird in keinem einzigen Bundesland auf der Rasseliste der gefährlichen Hunde aufgeführt. Gute Erziehung vorausgesetzt, ist er ein friedliebender Hund. Der Pinscher ist temperamentvoll und will viel beschäftigt werden. Ein aggressives Verhalten ist sehr selten und kommt allenfalls vor, wenn der Hund schlecht sozialisiert und erzogen wurde. 

Sind Pinscher Kläffer?

Pinscher sind sehr wachsame Hunde, die gut auf Haus und Hof aufpassen und bei Auffälligkeiten deutlich Laut geben. Den Hund aber als Kläffer zu bezeichnen, würde seinem Charakter nicht gerecht werden. Allerdings ist es schon eine Erziehungsfrage, wann, wo, und wie ein Pinscher anschlägt. 

Wie alt werden Deutsche Pinscher?

Deutsche Pinscher werden in der Regel 12 bis 14 Jahre alt.

Wie viel kosten Deutsche Pinscher?

Deutsche Pinscher mit Zuchtbucheintrag kosten bei einem seriösen Züchter in Deutschland etwa 1.000 €.