Der Bayerische Gebirgsschweißhund – ein ausdauernder Gebirgsjäger
Inhaltsverzeichnis
Bracken zeichnen sich durch eine feine Nase und hohe Jagdleidenschaft aus
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Der Bayerische Gebirgsschweißhund – auch als Bavarian Mountain Dog bekannt – ist ein engagierter Jagdhund, der für den Einsatz in bergigem Gelände gezüchtet wurde. Er wird hierzulande ausschließlich von Jägern oder Förstern, oftmals mit Familienanschluss, geführt.
Bereits die Germanen züchteten Laufhunde mit schwerem Knochenbau und feiner Nase, um die Blutspur des verletzten Wildes sicher verfolgen zu können. Diese Hunde besaßen Hängeohren und einen breiten Fang, waren von eher ruhigem Wesen, mittelgroß und besonders arbeitseifrig. Sie gelten als „Urtypen“ der heutigen Schweißhunde und wurden bzw. werden immer noch auch als Bracken bezeichnet.
Man setzte die Hunde wegen ihres herausragenden Spürsinns früher sogar für die Jagd auf Verbrecher ein und ein Gesetzestext aus der Lex Baiuvariorum belegt den hohen Wert der Bracken im frühen Mittelalter. So wurde der Diebstahl eines solchen Hundes mit hohen Strafen geahndet und ihr Wert höher als der eines Pferdes eingeschätzt.
Geschichte und Herkunft des Bayerischen Gebirgsschweißhundes
Steckbrief Bayerischer Gebirgsschweißhund
- Ursprungsland: Deutschland
- Standardnummer: 217
- Widerristhöhe: Rüden 47 bis 52 cm, Hündinnen 44 bis 48 cm
- Gewicht: 25 bis 35 kg
- Verwendung: Schweißhund
- FCI-Gruppe 6: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
- Sektion 2: Schweißhunde. Mit Arbeitsprüfung.
Mitte des 19.Jahrhunderts begann man, die ehemals großen Jagdreviere, die insbesondere dem Adel vorbehalten waren, aufzulösen. Zudem verfügten Jäger über weiterentwickelte Schusswaffen, mit denen es möglich war, über weitere Distanzen zu schießen. Die veränderten Bedingungen bei der Jagd ließen den Wunsch der Jäger aufkommen, einen Gebrauchshund zu züchten, der mit hoher Trittsicherheit und Geländetauglichkeit in jedem Gelände eingesetzt werden kann.
So begann man, um 1870 den Hannoverschen Schweißhund mit Bracken aus den Tiroler- und den Bayerischen Alpen sowie Wildbodenhunden zu kreuzen. Die Anforderungen an die neu zu schaffende Rasse waren hoch: Neben bester Jagdtauglichkeit sollten sie körperlich extrem robust sein und ein sehr gutes Klettervermögen sowie eine hohe Wetterfestigkeit besitzen. Winterliches, dichtes Schneetreiben durfte ihnen ebenso wenig anhaben wie Stürme und schwerste Sommergewitter.
Heraus kam bei den eifrigen Zuchtbemühungen ein spurtreuer und besonders wendiger Jagdgebrauchshund, der zudem gute Charaktereigenschaften als Familienhund mitbrachte. 1883 stellte man die neue Rasse erstmalig aus. Alsbald folgte die Anerkennung der neu geschaffenen Hunderasse und 1912 gründete man den Klub für Bayerische Gebirgsschweißhunde mit Sitz in München. Kurz darauf gewann die Hunderasse auch in Österreich, der heutigen Slowakischen Republik, Tschechien sowie Ungarn an Beliebtheit. Um die genetische Vielfalt zu verbessern, kreuzte man nach dem Ende des 2. Weltkriegs vermehrt Tiroler Bracken ein.
In Frankreich, speziell in Lothringen und im Elsass, wurde man hingegen auf den Bayerischen Gebirgsschweißhund erst in den 1960er Jahren aufmerksam. Die Hunde werden nach wie vor als reine Jagdgebrauchshunde gezüchtet und von den Züchtern, die dem Klub für Bayerische Gebirgsschweißhunde angehören, nur an Jäger abgegeben, die als anerkannte Schweißhundeführer arbeiten. Auch die Zucht ist strengen Auflagen unterworfen und als Laie hat man so gut wie keine Chance, auf offiziellem Weg einen der begehrten Welpen zu erwerben.
Manchmal kann die Suche in einem Tierheim oder Tierschutzverein helfen, denn mancher Jäger gibt den Hund auch ab, wenn er für die Jagd nicht tauglich oder krank ist. Um weiterhin den Genpool der Rasse vielfältig zu halten, vermeidet man die bei vielen Rassen gängige Praxis der Elitezucht mit sog. Champions und hat die zulässigen Nachkommen eines Zuchtvaters oder einer Zuchtmutter auf 18 bis 20 Welpen begrenzt. Daneben ist man bemüht, mit mindestens einem Hund aus jedem Wurf eine neue Zucht zu begründen, sofern dieser Hund frei von Erbkrankheiten ist.
Gezüchtet werden darf zudem nur mit Hunden, welche die umfangreichen Jagdleistungsprüfungen bestanden haben. Pro Jahr kommen in Deutschland etwa 60 bis 80 Welpen aus rund 12 Würfen zur Welt.
Aussehen des Bayerischen Gebirgsschweißhundes
Der Bayerische Gebirgsschweißhund trägt die FCI-Standardnummer 217. Dabei gehört er der Gruppe 6, Lauf-, Schweißhunde und verwandte Hunderassen, an. Ferner zählt der Bayerische Gebirgsschweißhund zur Sektion 2 – Schweißhunde. Ursprungsland ist Deutschland. Der bis zu 12 Jahre alt werdende Hund sollte gemäß Rassestandard eine Widerristhöhe von 45 bis 52 cm erreichen sowie ein Gewicht von 25 bis 35 Kilogramm auf die Waage bringen. Das Fell der Hunde ist dicht, glatt anliegend und mäßig rau.
Der Bayerische Gebirgsschweißhund ist in den Farben Rehbraun, verschiedenen Rotvarianten, Fahlgelb sowie Schwarz- und Rotgestromt zugelassen. Hin und wieder hat der Hund einen dunkleren Rücken sowie dunklere Ohren. In den seltensten Fällen ist er komplett dunkel gefärbt. Als typischer Vertreter seiner Rasse gilt jedoch der rotbraune Hund mit schwarzer Maske.
Vom Körperbau her ist er mittelgroß sowie gut bemuskelt und hat einen langgestreckten Rumpf mit kräftigen Läufen. Der Schädel ist relativ breit und flach gewölbt. Er hat Hängeohren. Die mittellange Rute trägt der Bayerische Gebirgsschweißhund abwärts gerichtet oder aber waagerecht.
Wesen, Charakter und Erziehung des Bayerischen Gebirgsschweißhundes
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Bayerische Gebirgsschweißhunde gelten als hochentwickelte „Jagdspezialisten“. Ihr bevorzugtes Betätigungsfeld ist die Fährtenarbeit. Dabei ist es ihre Aufgabe, so schnell wie möglich die Fährte der Blutspur des angeschossenen Wildes aufzunehmen. Der Jäger spricht hier auch von der Nachsuche. Dabei führt man ihn stets an einer entsprechenden Schweißleine.
Hier ist für den Hund ein besonders zielstrebiges und schnelles Arbeiten angesagt, um ein unnötig langes Leiden des verletzten Wildes zu vermeiden. Dennoch sind die Hunde vielseitig verwendbar und zeichnen sich durch einen hohen Arbeitswillen, einen besondere Leistungsbereitschaft sowie ausgeprägtem Mut aus. Im Gebirge setzt man den Bayerischen Gebirgsschweißhund bevorzugt bei der Jagd auf Gämsen und Rotwild ein.
Bayerische Gebirgsschweißhunde entwickeln eine sehr enge Beziehung zu „ihrem“ Menschen und zeigen sich auch im gemeinsamen häuslichen Zusammenleben sehr umgänglich. Anzeichen von Aggression oder Nervosität wird man bei ihnen kaum vorfinden. Man sagt ihnen ein wachsames Wesen und eine gute Verträglichkeit mit Artgenossen nach. Fremden gegenüber verhalten sie sich eher reserviert.
Da der Bayerische Gebirgsschweißhund grundsätzlich als Jagdhund ausgebildet wird, bedarf er einer entsprechenden, fachmännischen Erziehung, die natürlich stark auf eine gute Jagdtauglichkeit ausgerichtet ist. Auch wenn er bei der Jagd sehr selbstsicher und fokussiert arbeitet, zeigt er sich in der Zusammenarbeit mit seinem Hundeführer leichtführig und gehorsam. Normalerweise sind Jäger und Hund sind bei der Jagd ein eingespieltes Team, auch wenn der Hund sehr selbstständig arbeitet.
Führt man ihn also jagdlich, wird er eher leicht zu erziehen sein und keineswegs zu einem übermäßig dominanten Verhalten neigen. Das macht ihn auch als Familienhund geeignet, denn er besitzt neben einer großen Kinderliebe auch viel Geduld mit dem zweibeinigen Nachwuchs.
Typische Rassekrankheiten des Bayerischen Gebirgsschweißhundes
Da die Auflagen zur Zucht des Bayerischen Gebirgsschweißhundes sehr streng sind, kann sie als erfolgreiche Blaupause gelten, wie eine Zucht von Rassehunden eigentlich immer ablaufen sollte, um eine Gesundheit mit geringer Anfälligkeit für Krankheiten sowie eine hohe Wesensstärke zu erzielen. Bis auf eine gelegentliche Disposition zu Hüftgelenks- oder Ellbogendysplasie, die aber recht zuverlässig durch Röntgen der Elterntiere ausgeschlossen werden kann, sind keine rassetypischen Krankheiten bekannt.
Auslauf, Pflege und Haltung des Bayerischen Gebirgsschweißhundes
Neben jagdlichen Aufgaben benötigt der Bayerische Gebirgsschweißhund genügend Platz zum Umhertollen und Spielen. Daher ist die Haltung in einem Haus mit großem Garten ideal. Am wohlsten wird er sich fühlen, wenn er mit seinem Jagdhundeführer in einem idyllischen Anwesen im hügeligen Voralpenland zu Fuße der Berge lebt. Hier stimmen Klima und Voraussetzungen für ihn und ein Einsatz im alpinen Gebiet ist in Reichweite.
Zwar ist es durchaus üblich, (mehrere) Jagdhunde in einem Zwinger zu halten. Da die Hunde aber sehr menschenbezogen sind, ist eine Haltung im Haus mit entsprechendem Familienanschluss zu bevorzugen. Als reine Begleithunde kann man sie aber keinesfalls halten. Bayerische Gebirgsschweißhunde sind sehr wendig, ausdauernd sowie eifrig und bedürfen unbedingt der entsprechenden Arbeit als Jagdhund.
Das Fell des Bayerischen Gebirgsschweißhundes benötigt keine besondere Pflege. Ab und zu sollte man es bürsten, um die losen Haare aus dem Fellkleid zu entfernen. Zudem kann man so schneller Parasitenbefall erkennen, für den die Hunde verstärkt anfällig sind, da sie sich aufgrund ihrer Jagdtätigkeit oftmals durch Gestrüpp und Unterholz bewegen. Insbesondere auf Zeckenbefall sollte man den Bayerischen Gebirgsschweißhund regelmäßig untersuchen. Empfehlenswert ist gerade in den in Süddeutschland von FSME betroffenen Gebieten das Tragen eines Zeckenhalsbandes.
Vor dem Jagen sollte er ein eher Fett- und an Kohlehydraten reiches Hundefutter bekommen, um die nötige Kalorienzufuhr zu gewährleisten.
Schweißhunde in Not
Manchmal kann es vorkommen, dass ein Jäger oder Schweißhundeführer seine Tätigkeit aufgibt oder der Hund erkrankt und nicht mehr jagen gehen kann. Auch Hunde, die nicht die geforderte Jagdtauglichkeit besitzen, werden manchmal im Tierheim abgegeben. Für den Nichtjäger, der sich in das Wesen und/oder Aussehen eines Bayerischen Gebirgsschweißhundes verliebt hat, kann dies eine große Chance sein, in den Besitz eines solch ungewöhnlichen Hundes zu kommen, der in der Regel nur an Jäger abgegeben wird.
Häufig gestellte Fragen zum bayerischen Gebirgsschweißhund
Die Hunde werden ca. 12 Jahre alt. Bayerische Gebirgsschweißhunde haben zwar ein eher ruhiges Naturell, müssen aber unbedingt entsprechend ihres Wesens gefordert werden. Dazu gehört, dass man sie zur Jagd einsetzt. Die Hunde sind selbstständiges Arbeiten gewohnt. Sie werden zum Aufspüren der „Schweißspur“, also der Blutspur des angeschossenen oder toten Wildes, verwendet. Wird der Bayerische Gebirgsschweißhund jagdlich genügend ausgelastet, so ist er auch ein sehr umgänglicher und kinderlieber Familienhund.
Bayerische Gebirgsschweißhunde zählen zu den teuren Rassen. Seriöse Züchter bieten den Hund mit regulärem Stammbaum meist ab etwa 1.500 € an und achten darauf, dass der Hund bevorzugt an Jäger abgegeben wird. Hat der Hund bereits eine jagdliche Ausbildung genossen, liegen die Preise deutlich höher.
Unter Laufhunden (FCI Sektion 1) versteht man Hunde wie z.B. den English Beagle oder den Basset Hound. Sie setzte man früher insbesondere in der Meute ein, um Wild über längere Strecken zu verfolgen und einzukreisen. Schweißhunde (FCI Sektion 2) hingegen verfolgen die Blutspur des „waidwunden“ (angeschossenen) und verletzten Tieres.