Der Holländische Schäferhund – ein temperamentvolles Energiebündel und zuverlässiges Arbeitstier

 

Der Holländische Schäferhund ist eng mit dem Belgischen Schäferhund verwandt

 

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Der Holländische Schäferhund ist eng mit dem Belgischen Schäferhund verwandt. Er stammt aus der Gegend um Brabant in den Niederlanden.

Foto: petrahagedorn@Pixabay

Der Holländische Schäferhund, auch bekannt unter den Namen Hollandse Herdershond oder Dutch Shepherd, ist eine Hunderasse, die ursprünglich aus der Region Brabant in den Niederlanden stammt. Er ist sowohl mit dem Deutschen Schäferhund als auch dem Belgischen Schäferhund verwandt. Heute erfreuen sich die energiegeladenen Hunde weltweit wachsender Beliebtheit.

 

Geschichte und Herkunft des Holländischen Schäferhundes

 

Steckbrief Holländischer Schäferhund

  • Ursprungsland: Niederlande
  • Standardnummer: 223
  • Widerristhöhe: (von FCI festgelegt) Rüden 57 bis 62 cm, Hündinnen 55 bis 60 cm
  • Gewicht: (nicht von FCI festgelegt) je nach Geschlecht zwischen 20 und 32 kg
  • Verwendung: Schäferhund, Gebrauchshund (Wachhund, Schutzhund, Fährtenhund usw.)
  • FCI-Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
  • Sektion 1: Schäferhunde mit Arbeitsprüfung.

Die genaue Entstehungsgeschichte der Rasse ist nicht vollständig dokumentiert, aber es wird angenommen, dass Ahnen der Rasse bereits seit Jahrhunderten existierten. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Zuchtlinien, die man in den ländlichen Gebieten der Niederlande verwendete, miteinander gekreuzt, um bestimmte Eigenschaften wie Arbeitsfähigkeit, Ausdauer und Intelligenz zu fördern.

Holländische Schäferhunde wurden ursprünglich als Arbeitshunde gezüchtet, die man bei der Viehhaltung und dem Schutz von Farmen und Herden einsetzte. Ihre Hauptaufgabe bestand im Treiben und Beschützen des Viehs aber auch im Bewachen von Haus und Hof. Der Hollandse Herdershond zeigt bis heute viele Gemeinsamkeiten mit dem Belgischen Schäferhund, was auf ihre enge Verwandtschaft hinweist. Beide Rassen teilen eine gemeinsame Vergangenheit.

Ursprünglich stammten ihre Vorfahren aus den südlichen Niederlanden, insbesondere aus der Region um Brabant und dem angrenzenden Belgien. Bereits im frühen 18. Jahrhundert halfen sie den dort lebenden Bauern beim Hüten und Treiben des Viehs und sorgten für ein sicheres Geleit der Tiere zu den umliegenden Märkten und Häfen. Dabei kam ihnen auch die wichtige Aufgabe zuteil, aufzupassen, dass das Vieh von den landwirtschaftlich bewirtschafteten Feldern Abstand hielt.

Man schätze besonders die Vielseitigkeit der Hunde, die neben dem Hüten der Schafe auch die Kühe zum Melken in den Stall begleiteten und die landwirtschaftlichen Anwesen als zuverlässige Wachhunde schützten. Als Belgien und die Niederlande in zwei separate Staaten aufgeteilt wurden, trennte man die einst einheitliche Rasse in zwei verschiedene nationale Hunderassen.

Dennoch blieben Charakter und Verwendung der getrennten Rassen nahezu unverändert, da sich die Ansprüche der Bauern an ihre Hunde ja nicht veränderten. Während in Belgien Kynologen frühzeitig mit einer Reinzucht des Belgischen Schäferhundes begannen, interessierte man sich in den Niederlanden zunächst kaum für eine Weiterentwicklung der Rasse.

 
 

In den Niederlanden stand für die Bauern und Schäfer allein die Gebrauchstauglichkeit der Hunde im Vordergrund, weshalb sie wenig Interesse an einer reinrassigen Zucht des Hollandse Herdershond zeigten. Nachdem man 1874 den ersten einheimischen Hütehund auf einer Hundeausstellung in Amsterdam präsentierte, wurden bis 1898, als man den Nederlandse Herdershonden Club (N.H.C.) gründete, auf Hundeausstellungen lediglich zehn einheimische Schäferhunde gezeigt.

Da Anzahl und Größe der Schafherden in den folgenden Jahren immer weiter abnahmen, verlor auch der Hollandse Herderhond einen Teil seiner Aufgaben. Man versuchte, den Rassestandard weiter zu vereinheitlichen und den Herdershond verstärkt als zuverlässigen Polizei- und Blindenführhund einzusetzen.

Aufgrund vieler Kontroversen über erlaubte Varianten im Rassestandard und der Bezeichnung „holländisch“ im Namen der neuen Rasse, der genau genommen nicht dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Hunde entspricht, verlief die Zucht des Holländischen Schäferhundes nur langsam.

Auch die Bemühungen, sowohl Holländische als auch Belgische Schäferhunde in einer Rasse namens „Brabanter Schäferhunde“ zusammenzufassen, scheiterten an der Ablehnung Belgiens, da in Belgien die Zucht des Belgischen Schäferhundes bereits sehr erfolgreich war.

Erst im Jahr 1960, als der Rassestandard erneut angepasst wurde und die Betonung auf den drei gestromten Haarvarianten lag, um die Hunde so stärker von ihren belgischen Brüdern abzugrenzen, nahm die FCI die Anerkennung des Hollandse Herdershond als eigenständige Rasse vor.

Diese offizielle Anerkennung verhalf der Rasse in der Folge zu wachsender Popularität. Außerhalb der Niederlande trifft man den Holländischen Schäferhund allerdings nach wie vor selten an. Als großen Fortschritt feierten daher Fans der Rasse 2012 die Anerkennung durch den amerikanischen Kennel Club (AKC).

 

Aussehen des Holländischen Schäferhundes

 

Der Holländische Schäferhund ist ein mittelgroßer bis großer und athletischer Hund mit einem harmonischen und anmutigen Körperbau. Die Schulterhöhe beträgt bei Rüden gemäß Rassestandard durchschnittlich 57 bis 62 Zentimeter, während Hündinnen etwa 55 bis 60 Zentimeter groß werden sollten.

Das Gewicht ist nicht von der FCI festgelegt und variiert je nach Geschlecht. Rüden wiegen normalerweise zwischen 27 und 32 Kilogramm, während Hündinnen etwa 20 bis 25 auf die Waage bringen. Holländische Schäferhunde sind kräftig und muskulös, ohne dabei massig zu wirken. Sie haben eine ausgeglichene Körperlinie und bestechen durch ihre große Eleganz in ihren Bewegungen.

Der keilförmige Kopf des Hundes ist mittelgroß und wirkt im Verhältnis zum Körper wohlproportioniert. Er hat eine leicht gewölbte Schädeloberseite mit einem deutlichen Stop und markant ausgeprägter Stirnfurche. Die Schnauze ist gerade und schließt mit einem schwarzen Naseschwamm ab.

Die Ohren des Holländischen Schäferhundes sind aufrechtstehend und mittelgroß. Seine Augen sind oval geformt und haben eine dunkle Farbe. Je nach Haar- und Fellbeschaffenheit wird die Rasse in drei Varianten unterteilt: So gibt es Hunde mit kurzhaarigem, langhaarigem und rauhaarigem Fell.

Die kurzhaarige (auch als stockhaarige bezeichnete) Variante wird im Allgemeinen als temperamentvoller und lebhafter angesehen, während langhaarige und rauhaarige Vertreter der Rasse als verträglicher und ruhiger gelten.

Alle Varianten haben jedoch das charakteristische gestromte Fell, das von einem gold- oder silberfarbenen Grundton verschiedene Schattierungen von hellem Gelb bis hin zu dunklem Kastanienrot aufweisen kann. Rauhaarige Hunde können zusätzlich zu den gold- und silbergestromten Fellfarben auch ein blau-graues oder pfeffer-salz-farbenes Haarkleid besitzen.

 
 

Wesen, Charakter und Erziehung des Holländischen Schäferhundes

 

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Holländische Schäferhunde sind sehr agil und temperamentvoll. Sie haben eine hohe Intelligenz und große Lernbereitschaft.

Foto: baerle97@Pixabay

Holländische Schäferhunde sind für ihre Intelligenz, ihren Schutzinstinkt und ihre hohe Lernbereitschaft bekannt. Sie haben ein aktives und arbeitsfreudiges Wesen. Die energiegeladenen und vielseitigen Hunde möchten gerne mit interessanten und herausfordernden Aufgaben beschäftigt und gefordert werden.

Ihr cleverer Charakter und der hohe Arbeitswille prädestinieren sie als Arbeitshunde in verschiedenen Bereichen, wie z.B. dem Schutzdienst oder auf Rettungseinsätzen. Die Erziehung eines Holländischen Schäferhundes benötigt viel Konsequenz sowie Geduld und erfordert vom Welpenalter an einen hundeerfahrenen Besitzer.

Der agile Hund braucht eine klare und strukturierte Erziehung mit eindeutig definierten Regeln und Grenzen. Dennoch wird er ohne die richtige Motivation nicht jedes Kommando blind befolgen, denn aufgrund seiner Herkunft und Geschichte ist der Holländische Schäferhund ein sehr eigenständig handelnder Vierbeiner.

Mit einem Leckerli hier und da oder einem anerkennenden Lob wird man sich die Erziehung aber deutlich erleichtern.
Setzt sein Herrchen /Frauchen bestimmte Motivationsanreize geschickt ein und lastet den temperamentvollen Vierbeiner mental und physisch genügend aus, wird er dies mit einem aufmerksamen und relativ leichtführigen Wesen danken.

 
 

Bei ungenügender Führung allerdings neigt er dazu, selbst das Ruder in die „Pfoten“ zu nehmen. Während seine Fähigkeit, als Hüte- und Herdenschutzhund große Viehherden zu hüten und eigenständige Entscheidungen zu treffen, früher sehr gefragt war, kann dies im Zusammenleben mit der Familie gelegentlich zu Problemen führen.

Mit einer liebvollen und konsequenten Erziehung, einer klaren Rangordnung und ausreichender Beschäftigung ist der Holländische Schäferhund aber ein ausgezeichneter Familienhund. Holländische Schäferhunde verstehen sich gut mit Kindern, sollten aber idealerweise von klein auf an Kinder gewöhnt sein und eine gute Sozialisierung aufweisen.

Kinder und Hunde lässt man besser nicht unbeaufsichtigt, um sicherzustellen, dass sich Hund und Kind gegenseitig respektieren und achtsam miteinander umgehen. Das Verhalten des Holländischen Schäferhundes gegenüber Artgenossen ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Eine frühe Sozialisation (z.B. in einer Welpenschule) mit anderen Hunden ist in jedem Fall wichtig, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. Der Holländische Schäferhund ist von Natur aus wachsam und kann potenzielle Bedrohungen zuverlässig erkennen.

Sein Territorialinstinkt ist stark ausgeprägt und in der Regel ist er bestrebt, sein Zuhause und seine Familie zu schützen.
Die Reizschwelle kann von Hund zu Hund bzw. der Fellvariante unterschiedlich sein. Rauhaarige Vertreter gelten als geduldiger sowie gelassener und eignen sich somit für das Leben in der Familie besonders gut.

 
 

Typische Rassekrankheiten des Holländischen Schäferhundes

 

Der Holländische Schäferhund ist im Allgemeinen eine gesunde Rasse, aber wie bei vielen Hunden können auch bei ihnen bestimmte rassetypische Krankheiten auftreten. Einige der häufigsten Gesundheitsprobleme, die bei Holländischen Schäferhunden beobachtet werden können, sind:

  • Hüftdysplasie (HD): Dies ist eine Erkrankung, bei der die Hüftgelenke nicht richtig geformt sind. Die Krankheit kann zu Schmerzen, Lahmheit und Arthritis führen.
  • Ellbogendysplasie (ED): Ähnlich wie bei HD betrifft ED die Ellbogengelenke. Lahmheit, Schwellungen und Gelenkschmerzen führen sind die Folge.
  • Degenerative Myelopathie (DM): Die Krankheit verursacht eine Degeneration des Myelins im Brust- und Lendenteil des Rückenmarks. Dies führt zu einem allmählich unkoordinierten Bewegungsablauf der Hinterläufe und gestörten Reflexen. Die Erkrankung ist nicht schmerzhaft. Allerdings sind die Heilungschancen derzeit auch nur wenig erfolgversprechend.
  • Epilepsie: Einige Holländische Schäferhunde können an epileptischen Anfällen leiden. Epilepsie kann genetisch bedingt sein oder durch andere Faktoren ausgelöst werden.

Wenn Sie sich für einen Holländischen Schäferhund interessieren, ist es ratsam, einen seriösen Züchter zu finden, der nachweislich gesunde Hunde züchtet und bereit ist, Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere vorzuweisen.

 

Auslauf, Pflege und Haltung des Holländischen Schäferhundes

 

Der Holländische Schäferhund ist ein sehr aktiver Hund, der viel Bewegung und Auslauf benötigt. Tägliche Spaziergänge und Spielzeiten im Freien sind essentiell, um ihn körperlich und geistig auszulasten. Idealerweise sollte er mindestens eine Stunde, besser noch mehr, pro Tag aktiv sein dürfen. Es ist wichtig, ihm auch mentale Anregungen zu bieten, zum Beispiel durch Gehorsamstraining (Obedience), Suchspiele oder Hundesport. Dazu gehören unter anderem Agility, Flyball und Fährtenarbeit.

Sogar zur Ausbildung zum Rettungs-, Therapie- oder Blindenhund eignet er sich hervorragend. Diese Aktivitäten bieten nicht nur körperliche Auslastung, sondern fördern auch die Bindung zwischen Hund und Besitzer und geben dem Hund eine sinnvolle Aufgabe, die seine Motivation und ein friedliches Wesen erheblich fördern.

Der Holländische Schäferhund hat in der Regel einen ausgeprägten Jagdtrieb, der von Hund zu Hund variieren kann. Eine frühe Sozialisation und Trainingseinheiten können helfen, den Jagdtrieb zu kontrollieren und zu lenken. Um sicherzustellen, dass er nicht unbeaufsichtigt jagen geht, sollte man ihn besser nur in einer sicheren Umgebung von der Leine lassen und gegebenenfalls ein Hundehalsband mit GPS-Tracker verwenden.

Das Fell des Holländischen Schäferhundes ist relativ pflegeleicht. Es reicht normalerweise aus, ihn regelmäßig zu bürsten oder mit einem geeigneten Tuch abzureiben, um loses Haar zu entfernen und das Fell in gutem Zustand zu halten. Während des halbjährigen Fellwechsels kann aber eine intensivere Pflege erforderlich sein, um abgestorbene Haare zu entfernen. Die Ohren sollten des Öfteren auf Anzeichen von Infektionen überprüft und gereinigt werden. Auch die Zähne pflegt man am besten regelmäßig mit einer geeigneten Hundezahnbürste. Um den Hund nicht unnötigen Verletzungen auszusetzen, sollte man die Krallen bei Bedarf (wenn der Hund z.B. sich nur wenig auf hartem Boden bewegt) kürzen.

 

Häufig gestellte Fragen zum Holländischen Schäferhund

 
Ist der Holländische Schäferhund für Hundeanfänger geeignet?

Als Besitzer eines Holländischen Schäferhundes sollte man besser kein Hundeanfänger sein. Eine konsequente Erziehung mit klaren Grenzen ist bei dem Hund genauso wichtig, wie ausreichende physische und geistige Auslastung. 

Ist der Holländische Schäferhund ein guter Familienhund?

Ist der Holländische Schäferhund von frühauf gut mit Kindern sozialisiert, eignet er sich bestens als Familienhund.