Hüftdysplasie beim Hund

 

HD ist eine orthopädische Erkrankung, die meist genetisch bedingt sind

 

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Röntgenaufnahme und Diagnose: Hüftdysplasie beim Hund

Hüftdysplasie beim Hund

Bei der Hüftdysplasie oder auch Hüftgelenkdysplasie – kurz HD – handelt es sich meist um eine genetisch bedingte Fehlentwicklung bzw. falsche Formung des Hüftgelenkes, die – entgegen der landläufigen Meinung – nicht hauptsächlich nur beim Deutschen Schäferhund vorkommt.

Diese Hunderasse war zwar die erste, bei der HD diagnostiziert wurde, es kann aber nahezu jede Hunderasse treffen. Die Krankheit führt zu verstärkter Abnutzung der Hüftgelenke, Entzündungen und Schmerzen.

Allerdings laufen insbesondere großgewachsene Hunde Gefahr, an HD zu erkranken. Neben der genetischen Variante spielen eine falsche Ernährung sowie eine falsche Haltung weitere Rollen bei der Entstehung sowie dem Fortschreiten der Krankheit.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen HD-Schweregraden, wobei der sog. Norberg-Winkel ein wesentliches Beurteilungskriterium ist. Dabei handelt es sich um den Winkel, der zwischen der Verbindungslinie der Mittelpunkte der beiden Oberschenkelköpfe sowie dem vorderen Hüftpfannenrand abgetragen wird. Im HD-freien Fall beträgt er 105° und mehr.

 
 

Symptome und Krankheitsverlauf

 

Die Symptome und der Krankheitsverlauf von Hüftdysplasie können je nach Schweregrad und individuellem Hund variieren. Eine Hüftgelenksdysplasie ist zunächst für den Hundehalter schwer erkennbar, da die hauptsächlichen – offensichtlichen – Symptome Schmerzen sind, und viele Hunde dazu neigen, Schmerzen zunächst zunächst zu ignorieren. Zudem sind die Ausprägungen der Symptome auch abhängig vom Alter sowie dem Krankheitsstadium zu betrachten.

Mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung sind die Schmerzen deutlicher zu erkennen, z.B. wenn das Tier bei den Spaziergängen nicht mehr weiterlaufen will, sich häufiger hinsetzt oder legt, sowie schließlich sogar vor Schmerzen aufheult.

Auch an dem veränderten Gang kann man die fortschreitende Hüftdysplasie erkennen. Das Becken wird hierbei gleichseitig seitwärts beim Vorführen der Hinterläufe bewegt. Ein Knacken oder Knirschen des Gelenkes kann hörbar werden. Bei all diesen Symptomen sollte man auf jeden Fall einen Tierarzt aufsuchen, der dann den Verdacht durch einen entsprechende Röntgenuntersuchung bestätigen kann, sowie den entsprechenden Schweregrad feststellt. Auch die Bewegungsabläufe des betroffenen Hundes sollten dabei genau beobachtet werden.

 
 

Ein HD-Verdacht besteht, wenn der Norberg-Winkel kleiner als 105° ist oder aber leichte Ungleichmäßigkeiten bei Pfannendach oder Oberschenkelkopf bestehen. Von einer leichten Hüftdysplasie spricht man, wenn Schenkelkopf und Gelenkpfanne ungleichmäßig sind, der Norberg-Winkel unter 100° liegt und vielleicht sogar eine leichte arthritische Veränderung vorliegt.

Bei einer mittleren HD sind deutliche Ungleichmäßigkeiten sowie ein Winkelgrad von bis zu 90° erkennbar. Hierbei sind auf jeden Fall arthrotische Veränderungen zu erwarten. Die schwere HD weist auffällige Hüftgelenksveränderungen sowie einen Norberg-Winkel von unter 90° vor. Verschiedene arthrotische Veränderungen sind die Folge.

Typische Symptome einer HD beim Hund äußern sich folgendermaßen:

  • Lahmheit: Der Hund zeigt eine Lahmheit in den Hinterbeinen, die sich verstärkt, wenn er sich bewegt oder nach längerer Ruhephase wieder aufsteht.
  • Steifheit: Der Hund wirkt in seinem Bewegungsablauf steif, besonders nach dem Aufstehen oder wenn er längere Zeit in einer Position verharrt hat.
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen: Ein erkrankter Hund hat Schwierigkeiten, sich aus einer liegenden oder sitzenden Position zu erheben.
  • Hoppelnder Gang: Manche Hunde mit Hüftdysplasie zeigen einen hoppelnden Gang, bei dem die Hinterbeine zusammengezogen werden, um das Gewicht auf die Vorderbeine zu verlagern.
  • Verminderte Aktivität: Ein von Hüftdysplasie betroffener Hund ist oft weniger aktiv und zeigt weniger Interesse an Bewegung oder Spielen.
  • Schmerzen: Anzeichen von Schmerzen im Hüftbereich, die sich durch Jammern, Stöhnen oder Vermeiden von Aktivitäten äußern können.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Der Hund hat Schwierigkeiten, Treppen zu steigen, in ein Auto zu springen oder andere Aktivitäten auszuführen, die normale Gelenkbewegungen erfordern.
 
 

Behandlung und Therapie

 

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Bei Hüftdysplasie kann ein Rollator Schmerzen lindern. So werden die Hüftgelenke des Hundes entlastet.

Der Rollator kann die Hüfte des Hundes entlasten und helfen, Schmerzen bei Hüftdysplasie zu minimieren. So gewinnt Ihr Liebling ein Stück Lebensqualität zurück.

Eine Hüftgelenkdysplasie ist im Prinzip nicht heilbar, man kann jedoch die Schmerzen lindern sowie das Fortschreiten verzögern. Als allererstes sollte man Bewegungsabläufe wie das Treppensteigen, das Springen, das Einsteigen in hohe Kofferräume sowie den Spaziergang auf harten Untergründen reduzieren, beziehungsweise ganz vermeiden, denn je mehr die Hüfte hiermit belastet wird, umso schneller verschleißen die Gelenke.

Je nach HD-Schweregrad wird der Tierarzt unterschiedliche Behandlungsmethoden anwenden. Zunächst einmal wird er sicherlich eine medikamentöse Therapie verschreiben, wobei schmerzstillende sowie entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden.

Unterstützend sollte auf ein spezielles Futter geachtet werden, dabei haben sich  Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin und Glucosamin als sinnvoll erwiesen. Auch Antioxidantien, z.B. die Vitamine C und E, oder ungesättigte Fettsäuren, die in Lachsöl und Leinöl enthalten sind, tragen dazu bei, Schmerzen bei einer Hüftdysplasie zu lindern. Bei einem schwereren Krankheitsverlauf kann ansonsten ein chirurgischer Eingriff sinnvoll werden:

Die sog. PIN-Operation (Pectineus muscle and Iliopsoas muscle Neurectomy), kann für mehrere Jahre Schmerzfreiheit bringen. Die PIN-Operation zielt darauf ab, die Nerven, die die Pectineus-Muskeln und den Iliopsoas-Muskel innervieren, zu durchtrennen oder zu entfernen. Das wiederum bewirkt, dass die Weiterleitung des Schmerzimpulses von der erkrankten Hüfte unterbunden wird.

Die Durchführung einer PIN-Operation erfordert fundiertes chirurgisches Fachwissen und sollte nur von einem erfahrenen Tierchirurgen durchgeführt werden, und nur dann, nachdem andere konservative Behandlungen wie Schmerzmanagement, Physiotherapie und Gewichtskontrolle erfolglos waren.

Auch eine chirurgische Straffung der Gelenkkapsel ist möglich. Dies wird allerdings nur bei jungen Tieren durchgeführt, weil dort noch keine Abnutzungen stattgefunden haben. Ebenfalls nur bei jungen Hunden nimmt man eine Osteotomie des Beckens vor. Bei dieser aufwändigen Operation möchte der Veterinär erreichen, dass der Oberschenkelkopf wieder besser zur Hüftgelenkspfanne steht. Eine sehr teure, allerdings extrem wirkungsvolle Behandlung ist das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes, welche eine lebenslange Beschwerdefreiheit verspricht.

Allerdings sind hier anschließende Reha-Maßnahmen, wie der Muskelaufbau durch gezielte Physiotherapie oder die Verabreichung von Muskelaufbaupräparaten angesagt. Ebenso guten und lang anhaltenden Erfolg bezüglich der Schmerzfreiheit verspricht die Femurkopfresektion, bei der der Oberschenkelknochen-Gelenkkopf entfernt wird. Eine Physiotherapie sollte sich auch hier anschließen. Leider sind nicht selten dauerhafte Funktionsstörungen zu beobachten. Die Alternativmedizin – deren Wirksamkeit bei Tiermedizinern umstritten ist – sieht ferner das Einsetzen von Goldstiften in die Muskulatur an Akupunkturpunkten vor.

Im Folgenden die gängigen Ansätze zur Behandlung einer HD:

Konservative Behandlung:

  • Schmerzmanagement: Die Gabe von Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten trägt dazu bei, Schmerzen und Entzündungen im Hüftbereich zu reduzieren.
  • Gewichtskontrolle: Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich. Ein angemessenes Gewicht kann zu einer deutlichen Besserung der Symptome beitragen.
  • Physiotherapie: Gezielte physiotherapeutische Übungen stärken die Muskulatur, verbessern die Gelenkbeweglichkeit und lindern die Schmerzen.
  • Gabe von sinnvollen Nahrungsergänzungsmitteln: Präparate, die Glucosamin, Chondroitin und Omega-3-Fettsäuren enthalten, können die Gelenkgesundheit unterstützen.

Chirurgische Behandlung:

  • Hüftgelenksersatz (Hüftprothese): In schweren Fällen von Hüftdysplasie kann eine Hüftgelenksersatzoperation in Erwägung gezogen werden, um das geschädigte Gelenk durch eine Prothese zu ersetzen.
  • Triple-Osteotomie: Bei dieser Operation wird der Knochen um das Hüftgelenk neu ausgerichtet, um die Belastung gleichmäßiger auf die Gelenkflächen zu verteilen.
  • Femurkopfresektion (FHO): Bei dieser Operation wird der Oberschenkelkopf entfernt, was zu einer schmerzlindernden Pseudogelenkbildung führt.
  • PIN-Operation: Bei der PIN-Operation handelt sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem der Nerv durchtrennt wird, der Schmerzsignale vom Hüftgelenk überträgt. Darüber hinaus entfernt der Chirurg den Pectineus-Muskel und durchtrennt die Sehne des Iliopsoas-Muskels. Diese Maßnahmen führen zu einer spürbaren Reduzierung der Schmerzen und sorgen für eine verbesserte Mobilität des Hundes.

Anpassungen im Lebensstil des Hundes:

  • Bewegungsmanagement: Vermeiden Sie übermäßige Belastung, insbesondere von intensiven Aktivitäten wie Springen oder schnelles Laufen.
  • Bequeme Schlafunterlagen: Bieten Sie dem Hund ein bequemes Hundebett oder Hundesofa, um den Druck auf die Hüftgelenke zu reduzieren.
  • Rutschfeste Untergründe: Achten Sie zuhause auf rutschfeste Untergründe, um das Risiko von Stürzen zu verringern.

Weitere alternative Therapien:

  • Akupunktur: Akupunktur kann Schmerzen lindern und die Entspannung fördern.
  • Massagne: Massagen verbessern die Durchblutung und lockern die Muskulatur.
  • Hydrotherapie: Zeigt der Hund eine hohe Affinität zum Wasser, macht auch eine Hydrotherapie Sinn. Wassergymnastik kann die Gelenke schonen und die Muskulatur stärken.
 
 

Vorbeugung und Impfschutz

 

Leider gibt es keine spezifische Impfung für Hüftdysplasie bei Hunden. Diese Erkrankung ist hauptsächlich genetisch bedingt und kann nicht durch Impfungen verhindert werden. Wurde bei dem Hund HD diagnostiziert, kann man lediglich ein Fortschreiten der Erkrankung durch richtige Ernährung und gezielte sowie schonende Bewegung erreichen.

Wie oben bereits erwähnt, kann ansonsten bei stärkeren Symptomen ein chirurgischer Eingriff erwogen werden. Übermäßige Belastungen, Stauchen und Überdehnen der Gelenke sollten zunächst in jedem Fall vermieden werden. Eine dem Hundefutter zugegebene Verabreichung von knorpelaufbauenden Mitteln ist möglich und sinnvoll.

Ein ganz besonders wichtiger Ansatz zur Vorbeugung ist es, die Weitervererbung von Hüftdysplasie konsequent zu vermeiden. Daher verlangen auch zahlreiche Zuchtverbände für die Zuchtzulassung eine Bescheinigung von den Hundezüchtern, dass Zuchthunde HD-frei sind. Diese Bescheinigung erhält der Züchter durch ein sog. HD-Röntgen, das anhand von Röntgenaufnahmen dokumentiert, dass die Hundeeltern gesunde Hüftgelenke besitzen, die frei von Hüftdysplasie sind.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ein HD-freies Elternpaar HD-freie Welpen zur Welt bringt, kann man leider nicht zu 100% garantieren, dass eine Hüftdysplasie bei dem Nachwuchs niemals auftreten wird.

Folgende Maßnahmen sind zur Vorbeugung von HD sinnvoll:

  • Genetische Auswahl: Wenn Sie planen, einen Hund einer Rasse zu erwerben, der anfällig für Hüftdysplasie sein könnte, sollten Sie unbedingt einen seriösen Züchter aufsuchen, der bei den Elterntieren regelmäßig genetische Tests durchführen lässt und die Gesundheit der Zuchttiere zusätzlich durch entsprechende Röntgenuntersuchungen bestätigen kann.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die den spezifischen Bedürfnissen einer bestimmten Rasse während der Wachstumsphase entspricht, trägt dazu bei, eine gesunde Entwicklung der Gelenke zu unterstützen. Übergewicht sollte vermieden werden, da es zusätzliche Belastung auf die Gelenke ausüben kann.
  • Langsames Wachstum: Vermeiden Sie schnelles Wachstum, insbesondere bei Welpen großer Rassen. Zu schnelles Wachstum, z.B. infolge eines hohen Kalziumanteils im Futter, kann das Risiko von Gelenkproblemen erhöhen.
  • Bewegung: Gemäßigte, gelenkschonende Bewegung hilft, die Muskulatur zu stärken und die Gelenke zu unterstützen. Übermäßiges Training in jungen Jahren oder übermäßige Belastung kann schädlich sein.
  • Tierärztliche Untersuchungen: Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, insbesondere während des Wachstums helfen, mögliche Anzeichen von Gelenkproblemen frühzeitig zu erkennen.

Trotz aller Vorbeugemaßnahmen spielen oft genetische Faktoren eine Rolle und nicht alle Fälle von Hüftdysplasie können vollständig verhindert werden. Wenn die Rasse Ihres Hundes anfällig für HD ist oder der Hund bereits Anzeichen von Schmerzen oder Unbehagen zeigt, sollten Sie in jedem Fall frühzeitig tierärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

 

Video – Hüftdysplasie beim Junghund – was kann man tun?

 
Hüftgelenksdysplasie HD beim Hund DBO Früherkennung
 

Wie macht sich eine Hüftdysplasie beim Hund bemerkbar?

Typische Symptome einer Hüftgelenksdysplasie beim Hund sind unter Anderem: Lahmheit, Steifheit, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder ein hoppelnder Gang. Von Hüftdysplasie betroffene Hunde sind meist weniger aktiv und zeigen wenig Interesse an ausgiebiger Bewegung. Hat der Hund Schmerzen, so wird er das bei bestimmten Bewegungen auch durch ein Jaulen oder Stöhnen äußern. 

Kann ein Hund mit einer Hüftdysplasie weiterleben?

Je nach Schweregrad kann ein Hund auch mit HD gut zurechtkommen. Helfen schmerzlindernde Mittel, eine angepasste Ernährung, sowie schonende Bewegung nicht mehr weiter, kann auch eine Operation in Erwägung gezogen werden, die allerdings recht kostspielig sein kann.