Der Bouvier des Flandres – ein Hund mit Persönlichkeit und Charme

 

Mutig und manchmal auch stur – der Bouvier will konsequent erzogen werden

 


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Der Bouvier des Flandres wird gerne als Schutzhund bei der Polizei und auch als Rettungshund eingesetzt.Der Bouvier des Flandres ähnelt auf den ersten Blick eher einem Bären als einem Hund. Der imposante Vierbeiner, der früher zum Rinderhüten eingesetzt wurde und heute eher als Begleit- und Schutzhund verwendet wird, stammt aus Belgien und hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.

Einst diente der Bouvier als Bewacher und Treiber von Großvieh sowie als Zughund. Dabei entwickelte er ein ruhiges, souveränes sowie mutiges Wesen, gepaart mit einer Eigenständigkeit, die oft bis zu einer gewissen Sturheit reicht und schon mal zu Problemen in seiner Erziehung führen kann.

 

Geschichte und Herkunft des Bouvier des Flandres

 

Steckbrief Bouvier des Flandres

  • Ursprungsland: Belgien
  • Standardnummer: 191
  • Widerristhöhe: Rüden 62 – 68 cm, Hündinnen 59 – 65 cm
  • Gewicht: Rüden 35 – 40 kg, Hündinnen 27 – 35 kg
  • Verwendung: Früher Hüte- und Treibhund, heute Schutz- und Polizeihund
  • FCI-Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
  • Sektion 2: Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde). Mit Arbeitsprüfung.

Man nimmt an, dass der mehrere hundert Jahre alte Bouvier des Flandres seine Ahnen in den Mastiffs hat, die im 16. Jahrhundert von den spanischen Eroberern während des niederländischen Unabhängigkeitskrieges in Flandern zurückgelassen wurden. Im französischen wie auch belgischen Flandern entstand somit die große, kräftige und robuste Hunderasse, der man zur Vermeidung von Befall durch Ungeziefer Ohren und Rute kupierte.

Sein Name Bouvier leitet sich übrigens von dem niederländischen Wort boeven, was soviel wie „Kuhhirt“ bedeutet, ab. Ursprünglich bestand seine Aufgabe darin, als Treibhund für Großvieh – in der Regel Rinder – zu dienen. Aufgrund seiner enormen Kraft und Kondition setzte man ihn auch gerne als Treidelhund ein. Ein Treidelhund ist ein Hund, der in der Lage ist, Kähne und Boote auf den Kanälen vom Ufer aus auf sog. Treidelpfaden zu ziehen. 

1910 wurde der Bouvier des Flandres erstmalig als eigenständige Hunderasse anerkannt, allerdings kam es erst 12 Jahre später in Gent durch den Club national belge zu einer Festlegung erster Rassestandards. 1955 schließlich erkannte die FCI die Rasse des Bouvier international an.

Schon während des 1. Weltkrieges wurde er für das Aufspüren von verwundeten Soldaten verwendet. Nach dem 1. Weltkrieg war die Hunderasse zunächst beinahe ausgestorben und es musste eine neue Zuchtbasis etabliert werden, die sich an den Statuten des 1922 in Gent gegründeten Club national belge orientierte. Im Zweiten Weltkrieg verwendeten belgische Widerstandskämpfer den klugen Bouvier auch als Boten. Die Hunde halfen dabei, Nachrichten zu übermitteln und verwundete Soldaten ins Lazarett zu tragen.

Heute ist aus dem einstigen Arbeitshund ein Familien-, Wach- und Schutzhund geworden, der auch im Dienst der Polizei steht. In Belgien sowie den Niederlanden wird er sogar gelegentlich noch als Zughund eingesetzt.

 
 

Video zur Rasse des Bouvier des Flandres

 
Bouvier des Flandres: Informationen zur Rasse
 

Aussehen des Bouvier des Flandres

 

Der Bouvier des Flandres, auch Flandrischer Treibhund genannt, ist eine von der FCI anerkannte belgische Hunderasse der Gruppe 1 (Hüte- und Treibhunde), der Sektion 2 (Treibhunde) mit der Nummer 191. Rüden messen zwischen 62 und 69 cm, Hündinnen 58 – 65 cm. Während das männliche Tier 35 – 40kg wiegt, bringt das weibliche 27 – 35 kg auf die Waage. Manche Rüden schaffen sogar über 50 kg ohne übergewichtig zu sein.

Trotz ihrer Größe können die Bouviers des Flandres 11 bis 12 Jahre alt werden. Der mächtige Körper mit der kräftigen Brust, dem kurzen, muskulösen und breiten Rücken sowie dem dichten, langen Fell lässt eher an einen Bären als an einen Hund denken. Das Fell des Bouviers des Flandres ist dunkel bis grau und nicht selten mit Schwarz gestromt. Häufig dunkeln hellhaarige Welpen im Laufe der Zeit nach.

Das Haarkleid ist dicht, rau und lang, was ihn wetterfest sowie bissresistent macht. Wird das Fell des Hundes auf etwa 6cm Länge getrimmt, so wellt es sich leicht. Der Bouvier des Flandres haart zur Freude so mancher Allergiker nicht. Typisch sind der Schnauzbart sowie die mittellangen, leicht abstehenden Hängeohren. Früher wurden Ohren und Rute kupiert, heute ist es bei uns und in einigen anderen Ländern verboten.

Eine besondere Sprungtechnik – mit allen 4 Beinen gleichzeitig oder aus dem Anlauf abbremsen, um dann aus dem Stand mit voller Wucht zu springen – unterscheidet ihn von vielen anderen Hunderassen. Ferner wird man feststellen, dass ein Bouvier des Flandres so gut wie nie ein geworfenes Leckerli oder eine Frisbeescheibe in der Luft fängt. Das liegt daran, dass er einen leicht verkümmerten Fangreflex hat.

 

Wesen, Charakter und Erziehung des Bouvier des Flandres

 

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Bouvier des Flandres haben einen willensstarken Charakter und brauchen eine konsequente Erziehung. Vom Wesen her ist der Bouvier des Flandres ein Hund mit ausgeprägter Persönlichkeit mit ganz besonderem Charme. Er ist ruhig, treu, aufmerksam und besonders klug. Aufgrund seiner Anhänglichkeit sowie seines gut ausgebildeten Schutzinstinkts ist er als Familienhund besonders auch dann geeignet, wenn viele Kinder dazu gehören. 

Mit großer Intelligenz und Geduld, aber auch mit Umsicht weiß er mit größeren Kindern ausdauernd zu spielen. Als Wachhund ist der Bouvier des Flandres ideal zu gebrauchen, da er blitzschnell eigenständig entscheiden und reagieren kann, wobei er nicht kläfft sondern der Situation entsprechend bellt. Aufgrund seiner guten Eigenschaften wird er auch als Schutz- und Polizeihund sowie als Vielseitigkeits-, Blinden- und Rettungshund eingesetzt.

Die aus seiner Entwicklungsgeschichte rührende Eigenständigkeit wird heute häufig als starke Persönlichkeit sowie stoische Ruhe oder auch Sturheit interpretiert. Das wiederum verlangt – ebenso wie die körperliche Größe und Kraft – eine konsequente, liebe aber auch erfahrene Hundeerziehung und Führung. Mit Zwang kann man bei ihm überhaupt nichts erreichen.

Schon früh bindet er sich an eine Bezugsperson, allerdings ist er ansonsten eher ein „Spätzünder“, was die Entwicklung anbelangt. Der Bouvier des Flandres ist ein Individualist und kommt nicht immer mit anderen Hunden gut aus. Dennoch wird man feststellen, dass er kein rauflustiger Hund ist. Man könnte ihn als misstrauisch bezeichnen.

Vor allem die Hunde der holländischen Schutzhundlinie neigen dazu, sich nicht von fremden Menschen anfassen zu lassen und geraten in Verteidigungsstellung, wenn man mit ihnen Blickkontakt hält oder sie anspricht. Bei den Hunden der deutschen Linie hingegen äußert sich dieses eher in Ängstlichkeit.

 

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Auslauf, Pflege und Haltung des Bouvier des Flandres

 

Dieser große Hund benötigt dringend genügend Aufgaben, Bestätigung sowie Auslauf. Daher ist eine reine Wohnungshaltung – trotz der Tatsache, dass er ein guter Familienhund ist – nicht unbedingt ideal. Das Leben auf einem Hof oder in einem Haus mit Garten sieht schon anders aus. Der recht robuste Bouvier des Flandres kommt mit kälteren Temperaturen ausgezeichnet zurecht, er lebt und schläft auch gerne im Freien.

Um seine Gesundheit braucht man sich weniger zu sorgen, denn er wird selten krank. Weil er wenig Jagdtrieb besitzt, eignet sich der Bouvier des Flandres hervorragend als Begleithund beim Ausritt zu Pferde oder beim Joggen sowie beim Radfahren. Dabei ist er trotz seiner Körperform enorm wendig, leichtfüßig sowie sportlich und ausdauernd.

Auch ist er ein begeisterter Schwimmer, was allerdings wegen des nassen langen Fells den Besitzer in der Regel weniger begeistert. Beim Ausführen sollte man unbedingt bedenken, dass der Hund eine enorme Zugkraft besitzt, bis zum Achtfachen seines eigenen Körpergewichts ziehen kann, und somit nicht in die Hände von Kindern oder alten und gebrechlichen Menschen gehört.

Trotz der guten Eignung als Familienhund gilt es dies zu bedenken, wenn man einen Welpen kaufen will. Was die Fellpflege angeht, so ist diese beim Bouvier des Flandres schon ein wenig aufwändiger.

Tägliches Bürsten sowie Reinigen des Bartes und des langen Kopfhaares sind dabei ebenso notwendig wie die Kontrolle der zur Entzündung neigenden Ohren und der Ballen, zwischen denen sich gerne hinderliche Haarknoten bilden. Ein Trimmen des Felles auf etwa 6 cm sollte ebenfalls regelmäßig durchgeführt werden.

 

Rassetypische Krankheiten beim Bouvier des Flandres

 

Glücklicherweise leidet der Bouvier des Flanders nur unter wenigen erblich bedingten Krankheiten. Hier wären im Wesentlichen, wie bei fast allen großen Hunderassen, Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED) zu nennen. 

Manche Hunde können vom Grauen Star (Katarakt) betroffen sein. Bei den in Deutschland ansässigen Bouvierclubs, die dem VDH angehören, ist es seit 1.4.2008 Pflicht, dass zur Zucht zugelassene Hunde eine Augenuntersuchung absolvieren müssen, die ein vom DOK anerkannter Tierarzt vornehmen muss. 

Zur Zeit ist es noch zulässig, einen Hund, der einen erblich bedingten Katarakt entwickeln kann, zur Zucht zuzulassen, sofern der Hund mit einem andren Hund verpaart wird, der die genetische Disposition nachgewiesenermaßen nicht hat.

Es gibt eine veröffentlichte Studie, nach der bei 78 Bouviers nur 46% der Hunde gesund sind. 11 Hunde wurden auf Grauen Star hin positiv getestet, vier Hunde hatten eine Disposition zu einer totalen Hüft- bzw. Ellbogengelenksdysplasie und weitere 27 Hunde wiesen krankhafte Veränderungen Im Kammerwinkel des Auges auf. Der Kammerwinkel (Angulus iridocornealis) umfasst die vordere Augenkammer, die aus Cornea (Hornhaut) und Iris besteht

 

 
 

Bouvier des Flandres in Not

 

Der Bouvier des Flandres ist ein ausgesprochen starker Hund, der aufgrund seiner Größe auch hinsichtlich des Bedarfs an Hundefutter nicht ganz günstig zu halten ist. So geraten immer wieder Hunde in Not, weil ein Hundebesitzer nicht mit den Anforderungen klarkommt. Um einen erwachsenen Bouvier des Flandres aus dem Tierheim erfolgreich zu resozialisieren, sollte man auch in Erwägung ziehen, mit dem Hund eine gewisse Zeit eine Hundeschule zu besuchen.

 

Häufig gestellte Fragen zum Bouvier des Flandres

 
Was kostet ein Bouvier des Flandres?

Bouvier des Flandres mit Ahnentafel kosten in Deutschland bei einem seriösen Züchter zwischen 1.000 € und 1.500 €. Bouvier des Flandres sind wachsame und willensstarke Hunde. Sie werden gerne als Polizei- oder Rettungshunde eingesetzt. Ein aggressives Wesen hat der Hund normalerweise nicht, er braucht aber durchaus eine kompetente und vor allem konsequente Erziehung. 

Wie sieht ein Bouvier des Flandres aus?

Bouvier des Flandres haben ein langes und dichtes Fell; er erinnert im Aussehen ein wenig an einen Bären. Das Haarkleid darf laut FCI von grauer, gestromter und schwarz-gewolkter Farbe sein. Auch ein tiefschwarzes Fell ist zulässig, wird aber nicht bevorzugt. Rüden sollen gemäß FCI etwa 62 bis 68 cm groß werden, bei Hündinnen wird eine Widerristhöhe von 59 bis 65 cm gefordert. Bouvier des Flandres sind Spätentwickler und erst im Alter von drei Jahren geistig und körperlich erwachsen. Die Hunde werden bis zu 12 Jahre alt.