Der Norfolk Terrier – DER Schelm unter den Hunden
Inhaltsverzeichnis
Norfolk Terrier waren einst ein begnadeter Rattenfänger
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Der Norfolk Terrier zählt zu den kleinsten Terriern. Bis zum Jahre 1964 gehörten die beiden aus der britischen Grafschaft Norfolk stammenden Norfolk Terrier und die Norwich Terrier einer einzigen Hunderasse an. Einziges Unterscheidungsmerkmal sind die Ohren: Während der Norwich Terrier Stehohren hat, besitzt der Norfolk Terrier Kippohren.
Die Wurzeln des Norfolk Terriers reichen ins späte 19. Jahrhundert zurück. In den Grafschaften Norfolk und Cambridgeshire in England wurden kleine, robuste Terrier gezüchtet, um auf Bauernhöfen Ratten und andere Schädlinge zu jagen. Diese Hunde wurden für ihre Tapferkeit und Ausdauer bei der Arbeit geschätzt. Sie waren nicht nur Rattenfänger, sondern auch hervorragende Begleiter bei der Jagd auf Füchse und andere kleinere Beutetiere.
Norfolk Terrier sind lebhafte, mutige und intelligente Begleiter. Sie sind für ihre Freundlichkeit, Kinderliebe und ihre Anpassungsfähigkeit bekannt. Trotz ihrer kleinen Größe haben sie eine robuste Natur und sind abenteuerlustige Kerlchen, die auch dem einen oder anderen Unfug nicht abgeneigt sind. Sie sind auch als gute Wachhunde bekannt und warnen ihr menschliches Rudel gerne durch anhaltendes Gebell vor Fremden oder ungewöhnlichen Geräuschen.
Geschichte und Herkunft des Norfolk Terriers
Steckbrief Norfolk Terrier
- Ursprungsland: Großbritannien
- Standardnummer: 272
- Widerristhöhe (von FCI festgelegt): ca. 25 cm
- Gewicht (von FCI nicht festgelegt): ca. 5 bis 7 kg
- Verwendung: Terrier
- FCI-Gruppe 3: Terrier
- Sektion 2: Niederläufige Terrier. Ohne Arbeitsprüfung.
In der landwirtschaftlich geprägten Grafschaft Norfolk im England des 19. Jahrhunderts begann man einen speziellen Terrier zu züchten, der geeignet war, der Ratten- und Kaninchenplage auf Feldern und in Stallungen Herr zu werden. Manch fliegender Händler besaß sogar gleich mehrere dieser Terrier, mit denen er von Hof zu Hof zog, um die Dienste der kleinen Rattenfänger anzubieten.
Auch als Begleithund hielt man den kleinen Terrier gerne und verkaufte ihn an Besitzer von Pferden, die so ihre Ställe von Schädlingen freihielten. Die eigentliche Zucht begann so auch um 1880 und wurde in erster Linie von Pferdehaltern durchgeführt. Dabei kreuzte man unter anderem den Yorkshire Terrier, den Irish Terrier und weitere Terrier-Rassen ein.
Zunächst nannte man die neu geschaffene Rasse „Cantab Terrier“, „Trumpington Terrier“ oder auch „Jones Terrier“, benannt nach dem Züchter Frank Jones, der die kleinen Hunde von 1914 an auch in die USA exportierte.
1932 wurde in England der erste „Norwich Terrier Club“ gegründet, in dem beide Varianten, also sowohl Norfolk- als auch Norwich Terrier, beheimatet waren. Eine Kreuzung der beiden Varietäten war nicht erwünscht, da diese eine unschöne Ohrstellung (also weder Kipp- noch Stehohren) hervorgebracht hätte. Zur Zeit des 2. Weltkrieges war der „Colonsay Zwinger“ der einzige, der die heutigen Norfolk Terrier mit den Kippohren züchtete. Bis dahin gab es – vor allem bezüglich der Größen und Formen – keine einheitlichen Rassestandards.
Seit seiner offiziellen Anerkennung als eigene Rasse ist der Norfolk Terrier weltweit populär geworden, besonders in Großbritannien und den USA. Sein charmantes Äußeres, gepaart mit einem lebhaften und loyalen Temperament, hat ihm einen festen Platz in vielen Familien gesichert. Trotz seiner Popularität hat er seine Arbeitsbereitschaft und Robustheit nicht verloren und bleibt ein typischer Terrier: wachsam, intelligent und energisch.
In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann der „Gotoground Zwinger“ unter Esmée O’Hanlon die Zucht des heutigen Norfolk Terrier fortzusetzen. Weitere englische Zwinger schlossen sich der Züchtung an, und 1957 wurde der Antrag gestellt, die beiden verschieden-ohrigen Terriertypen als Hunderassen zu trennen. Dem wurde 1964 stattgegeben und seitdem werden die zwei Varietäten von der FCI als getrennte Rassen geführt. Der American Kennel Club in den USA trennte die Rassen jedoch erst im Jahr 1979.
Insgesamt zeichnet sich die Geschichte des Norfolk Terriers durch seine Herkunft als arbeitender Terrier und seine Entwicklung hin zu einem beliebten Begleithund aus, der seine Wurzeln jedoch nie vergessen hat.
Video zur Rasse des Norfolk & Norwich Terriers
Aussehen des Norfolk Terriers
Der kompakte, kräftige Norfolk Terrier mit dem kurzen Rücken wird unter der FCI-Standardnummer 272 und der Gruppe 3, der Terrier, sowie der Sektion 2, der Niederläufigen Terrier, geführt.
Die ideale Schulterhöhe beträgt laut FCI etwa 25 Zentimeter. Das Gewicht ist nicht festgelegt und liegt zwischen 5 und 7 Kilogramm. Die kleinen Terrier können 12 bis 16 Jahre alt werden. Das eng anliegende Fell ist, wie bei den meisten Terriern, hart und drahtig. Es hat eine dichte Unterwolle.
Norfolk Terrier gibt es in den Farben Schwarz, Rot, Beige, Grau oder Schwarz mit lohfarbenen Abzeichen. Die mittelgroßen, V-förmigen Ohren fallen beim Norfolk Terrier nach vorne und liegen eng an den Wangen an.
Von ihrer Statur her sind die Hunde kurzbeinig, kompakt und stämmig. Der Schädel ist breit sowie leicht gewölbt und verfügt über einen ausgeprägten Stop. Der keilförmige Fang ist kräftig. Die mäßig lange Rute sollte gerade getragen werden. Früher wurde sie kupiert, was heute verboten ist.
Wesen, Charakter und Erziehung des Norfolk Terriers
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Wie in den Standards gefordert, ist der „echte“ Norfolk Terrier liebenswürdig und keinesfalls streitsüchtig oder aggressiv. Allerdings sagt man den Hunden nach, dass sie häufig recht launisch seien. Die kleinen Terrier können durchaus sanft wie Engel sein, aber auch mal sauer reagieren. Der robuste, kleine Kerl ist auch als Familienhund geeignet.
Obwohl der Norfolk Terrier verschmust und anhänglich ist, sollten Kinder ihn nicht reizen oder ärgern, denn das nimmt er schon mal übel und kann dann recht aufbrausend reagieren. Kinder konditioniert man im Umgang mit dem kleinen Hund am besten frühzeitig dahingehend, dass sie sich mit ihm konstruktiv beschäftigen, indem sie ihn z.B. Bällchen apportieren lassen. Fremden gegenüber zeigt er sich normalerweise zugewandt und ohne Aggression.
In der Regel ist der Norfolk Terrier sehr anpassungsfähig und unkompliziert. Ein großer Vorteil ist auch, dass man ihn wegen seiner kompakten Abmessungen fast überallhin mitnehmen kann.
Der Norfolk Terrier ist ein guter Wachhund. Nähern sich unbekannte Personen seinem Terrain oder hört er ungewöhnliche Geräusche, schlägt er sofort an. Norfolk Terrier spielen für ihr Leben gerne, was man sich auch bei seiner Erziehung gut zunutze machen kann. Die kleinen Racker sollten unbedingt konsequent erzogen werden, damit sie ihren Besitzer nicht mit ihrem ausgeprägten Charme laufend „um die Pfote“ wickeln. Ähnlich wie Kinder fordern sie ihre Grenzen ein. Leider neigen sie dazu, beim Essen am Tisch zu betteln. Solch nervige Verhaltensweisen darf man von Anfang an nicht zulassen und sollte sie den kleinen Fellnasen schnellstmöglich abgewöhnen.
Mit Artgenossen vertragen sie sich in der Regel gut. Nur wenn ihm gegenüber ein anderer Hund mit extremen Dominanzgebaren auftritt, wird er sich mit einem Knurren dazu äußern. Beachten muss man allerdings seinen ausgeprägten Jagdinstinkt. Insbesondere die Jagd auf kleine Nagetiere wie Mäuse, Ratten aber auch Meerschweinchen und Ähnlichem, hat es ihm angetan. Wenn es nötig ist, gräbt er dazu auch mit Hingabe kleinere und größere Löcher, um an seine Beute zu gelangen.
Typische Rassekrankheiten des Norfolk Terriers
Die kleinen Terrier gelten als recht gesund und sind nicht allzu anfällig für rassetypische Erkrankungen. Manchmal sind Norfolk Terrier von Hautallergien betroffen. Bei einigen Hunden kann Epilepsie auftreten. Wie alle kleinen Hunde, so sind auch Norfolk Terrier anfällig für Patellaluxationen, bei denen es zu einer krankhaften Verlagerung bzw. Ausrenkung der Kniescheiben kommt. Die Symptome sind zunächst eher harmlos, können sich aber nach und nach verschlimmern und einen chirurgischen Eingriff erfordern.
Auch das Obere-Luftweg-Syndrom (OLS) , das sich in Atemnot, pfeifenden Atemgeräuschen und verminderter Leistungs- und Stresstoleranz äußert, ist leider ein bekanntes Krankheitsbild bei dieser Rasse. Manche Hunde können auch eine Mitralklappenerkrankung entwickeln. Diese Herzerkrankung ist vom Schweregrad her oft sehr unterschiedlich ausgeprägt. Oftmals kann ein Hund damit viele Jahre ohne jegliche Medikamente und Einschränkungen leben.
Es sind aber auch schwerere Verläufe möglich, die dann dringend einer medikamentösen Therapie bedürfen und im schlimmsten Fall mit einem vollständigen Herzversagen enden. Symptome einer Mitralklappenerkrankung sind eine gesteigerte Atemfrequenz unter Belastung, allgemein geringere Leistungsbereitschaft, sowie Husten. Norfolk Terrier bringen nur wenige Welpen pro Wurf zur Welt; das ist mit ein Grund, warum diese Rasse nicht sehr verbreitet ist.
Auslauf, Pflege und Haltung des Norfolk Terriers
Ein Schoßhündchen ist der Norfolk Terrier gewiss nicht, trotz seiner kompakten Maße fordert er seinen Besitzer wie ein großer Hund. Man kann ihn sowohl in der Stadt, genügend Beschäftigung und Auslauf vorausgesetzt, als auch auf dem Land gut halten. Seine Haltung ist unkompliziert, da er aufgrund seiner Größe gut überall mit hingenommen werden kann – selbst im Handgepäck findet er seinen Platz.
Norfolk Terrier lieben das Herumtoben, daher sollte ihnen auch genügend Auslauf gewährt werden. Trotz ihrer kurzen Beine sind sie sehr ausdauernd und kommen auch gerne auf längeren Wanderungen mit. Hundesportarten wie Agility kommen ihrer schnellen Auffassungsgabe entgegen. Liebhaber eines englischen Rasens müssen aber auf der Hut sein, denn auf der Suche nach einer Maus gräbt er schon mal gerne das eine oder andere Loch.
Die Fellpflege ist unkompliziert. Regelmäßiges Bürsten ist ausreichend. Angenehm ist, dass der kleine Terrier keinem Fellwechsel unterliegt, was ihn auch bedingt für manchen Allergiker geeignet macht. Zwei- bis viermal im Jahr sollte der Hund professionell getrimmt und die abgestorbenen Haare ausgezupft werden.
Norfolk Terrier in Not
Auch wenn es wegen der eher geringen Verbreitung der Rasse eher selten ist, dass man einen Norfolk Terrier im Tierheim antrifft, so kommt es doch gelegentlich vor, dass ein Norfolk Terrier in Not gerät.
Manchmal liegt es, wie oben bereits erwähnt, daran, dass der eigentlich gut als Familienhund geeignete Norfolk Terrier von den Kindern in der Familie ungenügend respektiert wird und dann mitunter ein aggressives Verhalten entwickelt.
Daher ist es wichtig, parallel zu einer guten Welpenerziehung auch seine Kinder dahingehend zu erziehen, dass sie den kleinen Hund in seinen Bedürfnissen genauso respektieren. So sollte z.B. sein Hundekörbchen tabu sein, und man ihm stets eine Rückzugsmöglichkeit bieten.
Häufig gestellte Fragen zum Norfolk Terrier
Ein Norfolk Terrier Welpe mit Stammbaum und offiziellen Papieren kostet bei einem seriösen Züchter zwischen 1.200 € und 1.600 €. Die kleinen Terrier sind verspielt, temperamentvoll und wachsam. Eine konsequente Erziehung sollte, wie bei allen Terriern, vom Welpenalter an erfolgen. Mehr Infos ▶ Charakter des Norfolk Terriers
Norfolk Terrier werden nur 25 cm groß. Die begnadeten Rattenfänger haben ein wetterfestes Fell, das in vielen Farben von Schwarz über Grau bis hin zu Rot und Beige zugelassen ist. Sein Bruder, der Norwich Terrier, unterscheidet sich nur in der Stellung der Ohren: Norwich Terrier haben stehende Ohren, während Norfolk Terrier gekippte Ohren besitzen. Mehr Infos ? Aussehen des Norfolk Terriers