Der Berger Blanc Suisse – ein Schäferhund in Weiß
Inhaltsverzeichnis
Der Weiße Schweizer Schäferhund ist ein kinderlieber, wachsamer und sehr gelehriger Vierbeiner
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Der Weiße Schweizer Schäferhund (offiziell laut FCI auch Berger Blanc Suisse genannt), ist ein gelehriger und aufmerksamer Wachhund, der sich durch eine besondere Kinderliebe auszeichnet. Er hat sich im Laufe der Jahrzehnte von seinem deutschen Verwandten, dem Deutschen Schäferhund, deutlich entfernt. Dies trifft insbesondere auf seine Anatomie, zum Teil aber auch auf seinen Charakter zu.
Geschichte und Herkunft des Weißen Schäferhundes
Steckbrief Weißer Schäferhund
- Ursprungsland: Schweiz
- Standardnummer: 347
- Widerristhöhe: (von der FCI festgelegt) Rüden: 58 – 66 cm, Hündinnen: 53 – 61 cm
- Gewicht: (von der FCI festgelegt) Rüden: 30 – 40 kg, Hündinnen: 25 – 35 kg
- Verwendung: Begleithund, Wachhund, Arbeitshund, Therapiehund
- FCI-Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
- Sektion 1: Schäferhunde ohne Arbeitsprüfung.
Der preußische Hundezüchter und Hofrittmeister „Max von Stephanitz“ beobachtete einst während eines Manövers einen Schäfer mit seinem gelehrigen Schäferhund und erkannte, wie wichtig, ebenso wie bei seinen Soldaten, Zuverlässigkeit, Witterungsbeständigkeit und Belastbarkeit sind.
Zudem bemerkte er, dass sich Hunde von heller Fellfarbe beim Hüten bei einbrechender Dunkelheit besonders gut eignen, um sich vom angreifenden Wolf zu unterscheiden.
Auf einer Hundeausstellung 1899 in Karlsruhe erwarb er den 3-Jährigen Rüden „Hektor vom Linksrhein“, den Urahnen der Deutschen Schäferhunde. Noch im selben Jahr gründete von Stephanitz den „Verein für Deutsche Schäferhunde“.
So entstand die Zucht der Deutschen Schäferhunde, aus der auch mehrere weiße Welpen hervorgingen. 1933 ließ Max von Stephanitz jedoch die Farbe Weiß aus dem Zucht-Standard streichen, was bedeutete, dass diese Hunde nicht mehr zur Zucht zugelassen wurden.
Von Stephanitz begründete diese Entscheidung damit, dass man inzwischen sämtliche Gendefekte der Deutschen Schäferhunde, wie Hüftgelenks- und Ellbogendysplasie, Unfruchtbarkeit und Taubheit, den weißen Exemplaren der Rasse anlastete. Vom genetischen Standpunkt her betrachtet gibt es in der Tat bei etlichen Tieren einen Zusammenhang zwischen manchen Erbkrankheiten und weißem Fell.
Neuere Forschungsergebnisse beweisen aber, dass der Weiße Schäferhund genetisch nicht anfälliger für Erbkrankheiten ist, als der „normale“ Deutsche Schäferhund. In Kanada und in den USA ließ man sich von Stephanitz‘ Verbot hingegen zunächst nicht beeindrucken und züchtete auch mit Exemplaren, die ein weißes Fell besaßen. Im Jahr 1968 allerdings wurde auch in den USA die Zucht mit weißen Schäferhunden verboten.
Beinahe 40 Jahre später gelangte der Weiße Schäferhund wieder nach Europa zurück. 1972 begannen Hundezüchter in der Schweiz mit der Reinzucht der Weißen Schäferhunde. Dabei bauten sie mit brauchbaren Zuchttieren aus den USA und Kanada eine neue Zuchtbasis auf. Diese glückliche Entscheidung bewahrte den Weißen Schäferhund vor dem Aussterben. Seit 1982 wurden die Hunde auch wieder in Deutschland gezüchtet. 1991 wurde er zunächst in der Schweiz und erst 2011 offiziell von der FCI international als neue Hunderasse anerkannt.
Video zur Rasse des Weißen Schäferhundes
Aussehen des Weißen Schäferhundes
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Der Weiße Schäferhund hat eine Lebenserwartung von etwa 10 bis 12 Jahren. Es gibt ihn in der Stockhaar- sowie der Langstockhaar Fellvariante. Während der erste – dem Deutschen Schäferhund ähnlich – kurzes Fell hat, trägt der langstockhaarige Hund langes Fell mit Unterwolle.
Das Fell des Weißen Schäferhundes ist reinweiß, die Hautpigmentierung ist schwarz. Er beeindruckt durch seine sehr dunklen, mandelförmigen Augen. Der Weiße Schäferhund hat einen muskulösen Körper und einen mittelschweren Knochenbau. Die Ohren sind dreieckig und stehend. Seine Rute ist lang, buschig und behaart. Mit seinen geschmeidigen Bewegungen strahlt er Anmut und Eleganz aus.
Wesen, Charakter und Erziehung des Weißen Schäferhundes
Wenn ein Hund dem zuweilen schon etwas abgegriffenen Sinnbild „Der Hund ist der beste Freund des Menschen“ besonders nahe kommt, so ist es mit Sicherheit der Weiße Schäferhund. Er vereint all die guten Eigenschaften eines idealen Hütehundes vergangener Zeiten in sich: Aufmerksamkeit, Führigkeit, Treue, Unbestechlichkeit, Wachsamkeit, Furchtlosigkeit, Unbefangenheit und vor allem Nervenstärke.
Obwohl der Weiße Schäferhund ein absolutes „Arbeitstier“ ist, hat er ein überaus stark ausgeprägtes Sozialverhalten und baut zu „seinen“ Menschen eine sehr intensive Bindung auf. Im Charakter ist er dem Deutschen Schäferhund, mit dem er die gleichen Wurzeln in seiner Entstehung hat, sehr ähnlich. Seine Gelehrigkeit und seine hervorragenden sozialen Instinkte haben den Deutschen Schäferhund zu einem der populärsten Arbeitshunde der Welt werden lassen.
Es verwundert nicht, dass der Deutsche Schäferhund inzwischen auch ein besonders beliebter Familienhund ist. All dies gilt auch für seinen nahen Verwandten, den Weißen Schäferhund. So ist auch er ein kinderlieber, wachsamer und sehr gelehriger Familien-, Begleit- und Arbeitshund. Der Weiße Schäferhund hat ein ausgeprägtes Temperament, ist aber keineswegs nervös. Legendär ist auch bei ihm seine große Treue zu seinem menschlichen Rudel.
Am glücklichsten ist er, wenn er in seinem unbändigen Arbeitswillen mental und physisch mit sinnvollen Aufgaben gefordert und gefördert wird. So wird er all sein Potential und seine großartige Persönlichkeit voll entfalten können. Er ist ein idealer Herdenschutzhund, aber auch bei der Polizei und im Sanitätsdienst setzt man ihn gerne ein.
Fremden gegenüber ist er zunächst einmal zurückhaltend. Man wird einen weißen Schäferhund aber in der Regel äußerst selten aggressiv oder ängstlich erleben. Weiße Schäferhunde werden in keinem Land auf Rasselisten gefährlicher Hunde geführt. Wenn man den belgischen Schäferhund, den Deutschen Schäferhund und den Weißen Schweizer Schäferhund miteinander vergleicht, so hat der Weiße Schäferhund genetisch vermutlich das geringste Aggressionspotenzial, wobei in der Realität immer die Sozialisierung und Erziehung die größte Rolle spielen.
Auslauf, Pflege und Haltung des Weißen Schäferhundes
Wer sich einen Weißen Schäferhund zulegen möchte, sollte schon etwas aktiverer Natur und kein „Couchpotato“ sein. Wie die meisten Hunde, liebt auch der Weiße Schäferhund lange, ausgedehnte Spaziergänge mit seinem Besitzer. Am meisten aber wird er sich über eine sinnvolle Ausbildung freuen, die ihm alles abverlangt: Er ist geradezu prädestiniert für einen Job als Rettungshund, Lawinensuchhund und Ähnlichem.
Hält man den sensiblen Hund ausschließlich als Familienhund, sollte man ihm zumindest eine Ersatzbeschäftigung in Form eines Hundesports bieten. Auf dem Agility Parcours beweisen Weiße Schäferhunde ihr Können als besonders flinke Vierbeiner mit schneller Auffassungsgabe, aber auch andere Hundesportarten begeistern die vielseitigen Hunde.
Hat sich der Weiße Schäferhund so richtig „ausgepowert“, nimmt er auch gerne Platz auf dem heimischen Sofa, um so gemütlich den Abend ausklingen zu lassen. Die Fellpflege ist keinesfalls aufwändig oder gar kompliziert. Regelmäßiges Bürsten sowie die Kontrolle von Augen, Ohren und Pfoten sollten selbstverständlich sein.
Typische Rassekrankheiten beim Weißen Schäferhund
Insgesamt ist der Weiße Schäferhund eine recht gesunde und robuste Hunderasse. Trotzdem können bestimmte Erbkrankheiten vermehrt auftreten. Wie sein Bruder, der Deutsche Schäferhund, kann auch er an Hüftgelenks- und Ellbogendysplasie erkranken.
Glücklicherweise wurde und wird aber bei der Zucht des Weißen Schäferhundes immer viel Wert auf einen natürlichen und gesunden Körperbau gelegt, so dass man Hunde, die wie der Deutsche Schäferhund eine stark abfallende Rückenlinie in Kombination mit stark abgewinkelten Hinterläufen haben, bei dieser Rasse nicht vorfindet.
Weiße Schäferhunde können von Augenerkrankungen, Degenerativen Myelopathien (DM) und der Malignen Hyperthermie betroffen sein. Auch eine durch den MDR1-Gendefekt bedingte schlechte Verträglichkeit von Medikamenten ist bekannt. Ein seriöser Züchter wird seine Zuchttiere stets fortlaufenden Gentests unterziehen, um Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen.
Weiße Schäferhunde in Not
Obwohl der Weiße Schweizer Schäferhund kein allzu schwer zu erziehender Hund ist, geraten leider auch Hunde dieser Rasse immer wieder in Not. Manche Hundehalter machen sich beim Kauf eines putzigen weißen Welpen schlicht zu wenig Gedanken und wundern sich dann, dass der Hund größer und größer wird und auch Beschäftigung und Auslauf braucht.
So passiert es, dass der Hund dann im Tierheim landet. Wollen Sie sich einen weißen Schäferhund zulegen, so sollten Sie also zunächst auch mal bei den Tierheimen anfragen, bevor Sie zum Züchter gehen.
Häufig gestellte Fragen zum Weißen Schäferhund
Ein weißer Schäferhund Welpe aus einer reinrassigen Zucht mit Ahnentafel kostet bei einem seriösen Züchter ab etwa 1.500 € aufwärts. Weiße Schäferhunde gelten als besonders intelligent. Sie sind sehr lernwillig und lassen sich als Arbeitshunde für die unterschiedlichsten Aufgaben ausbilden. Besonders bei der Polizei und als Rettungshunde werden sie gerne eingesetzt.
Der Weiße Schäferhund ist durchaus für den Hundeanfänger geeignet. Seine Erziehung ist auch von weniger erfahrenen Hundebesitzern zu bewerkstelligen. Er eignet sich auch hervorragend als Familienhund und ist besonders kinderlieb sowie wachsam. Weiße Schäferhunde wollen mental und körperlich gefordert werden. Ein Hundesport wie Agility ist für den neugierigen und lernwilligen Hund ideal.