Der Neufundländer – ein gutmütiger „Bärenhund“
Inhaltsverzeichnis
Trotz seiner imposanten Erscheinung ist der Neufundländer auch für Hundeanfänger geeignet
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Der Neufundländer – Der kraftvolle Hund mit den treuherzigen Augen und dem dichten Fell stammt ursprünglich von der Insel Neufundland im Nordosten Kanadas, deren Namen er trägt. Dieser einsame und dünn besiedelte Landstrich erlaubte es dem Hund, nicht das typisch scharfe Verhalten in räumlicher Enge lebender Hunde ausprägen zu müssen, und seine Passion für das Wasser ausleben zu können.
So gehört der Neufundländer trotz seiner imposanten Statur zu den gutmütigsten Hunderassen. Er ist ein wunderbarer vierbeiniger Kamerad und treuer Familienhund. Als Napoleon Bonaparte 1815 von der Insel Elba floh, soll er von einem Neufundländer namens „Boatswain“ aus dem Wasser gerettet worden sein.
Geschichte und Herkunft des Neufundländers
Steckbrief Neufundländer
- Ursprungsland: Kanada
- Standardnummer: 50
- Widerristhöhe (von FCI festgelegt): Rüden ca. 71 cm; Hündinnen ca. 66 cm
- Gewicht (von FCI festgelegt): Rüden ca. 68 kg, Hündinnen ca. 54 kg
- Verwendung: Schlittenhunde für schwere Lasten, Wasserhunde
- FCI-Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde und andere Rassen
- Sektion 2.2: Molossoide, Berghunde. Ohne Arbeitsprüfung.
Die Vorfahren dieser Rasse waren einst Hunde der Fischer und Seeleute. Nachdem zunächst die Wikinger ihre „Bärenhunde“ mitbrachten, sollen der Überlieferung nach weitere europäische Auswanderer ihre Hirtenhunde auf die Insel Neufundland im Nordosten Kanadas mitgebracht haben.
Es wird vermutet, dass sich diese Hunde mit den Tibetmastiff-Hunden der auf Neufundland lebenden Ureinwohner, der Beothuk– und der Micmac- Indianer vermischten.
Der intelligente Hund mit viel Kraft und Ausdauer unterstützte dort die Fischer beim Einholen der Netze. Er brachte auch wertvolles Treibgut an Land und rettete Schiffbrüchigen das Leben. Englische Seefahrer nahmen die großen Hunde mit dem meist schwarzen, dichten Fell im 19. Jahrhundert schließlich über den großen Teich mit in ihre Heimat.
Video zur Rasse des Neufundländers
Aussehen des Neufundländers
Der Neufundländer besitzt die FCI-Standard-Nr. 50 und gehört zur Gruppe 2, Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde, sowie hier zur Sektion 2.2, Berghunde.
Die Schulterhöhe soll beim Rüden laut FCI im Durchschnitt bei 71 Zentimeter liegen, während man bei der Hündin eine mittlere Widerristhöhe von 66 Zentimeter festlegt.
Dabei ist ein durchschnittliches Gewicht von 68 Kilogramm beim Rüden gefordert. Die Hündin darf im Mittel 54 Kilogramm auf die Waage bringen. Die Lebenserwartung des Neufundländers liegt bei nur 8 – 10 Jahren.
Sein federnder Gang und der harmonische, wohl proportionierte Körperbau geben dem Hunderiesen ein besonderes Äußeres. Eine Besonderheit ist das wasserabweisende Fell des Neufundländers. Sein wetterfestes Haarkleid fühlt sich stets etwas fettig an. Es ist mäßig lang, dicht und kann zu Eigengeruch neigen. Auch die weiche Unterwolle ist besonders wasserfest.
Die Fellfarben des Neufundländers sind in braun, schwarzweiß oder schwarz zugelassen. Bei schwarzen und braunen Hunden sind weiße Abzeichen an Brust, Zehen und Rutenspitze erlaubt. Schwarzweiße Vierbeiner haben bevorzugt einen schwarzen Kopf mit weißer Blesse, während der Sattel und die Oberseite der Rute idealerweise schwarz sind. Läufe und Brust sind bevorzugt weiß.
Wesen, Charakter und Erziehung des Neufundländers
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Aus der längst vergangen Zeit als Hirtenhund blieb ein gewisser Revierinstinkt, der ihn zuverlässig Haus und Hof bewachen lässt. Er ordnet sich nicht gerade gern unter, aber mit der richtigen Erziehung wird er ein folgsamer Gefährte. Er ist mutig und so gut wie nie aggressiv. In der Regel ist er freundlich zu Menschen und Artgenossen, was sich schon in seinem gutmütigen Blick widerspiegelt.
Selbst ein nicht ganz unerfahrener Anfänger kann mit dem bärenartigen Hund gut umgehen. Neufundländer sind sehr kinderlieb und anhänglich. Da diese Hunde gerne Familienkontakt haben und bei ihrem „Rudel“ sein wollen, ist Zwingerhaltung ausgeschlossen.
Im jungen Alter zeigt er einen ausgeprägten Spieltrieb. Welpen könnte man glatt mit niedlichen, wolligen Bärenjungen verwechseln, trotzdem sollte man sie schon von früh auf konsequent erziehen.
Erblickt der Neufundländer aber ein Gewässer, kann sein Temperament als einstiger „Küstenhund“ zum Zug kommen und es wird nicht leicht, ihn auch aus eiskaltem Nass wieder abzurufen.
Auslauf, Pflege und Haltung des Neufundländers
Viel Platz, frische Luft und Wasser, das sind die Elemente des Neufundländers: Mit seiner angeborenen Neigung zum Wasser und seiner Apportierfreude ist der Hunderiese der ideale Kandidat für eine Ausbildung zum Wasserrettungshund. Für Agility ist er wegen seines schweren Knochenbaus weniger geeignet.
Dem Bedürfnis des Neufundländers nach Auslauf im Freien kommt am besten ein eingezäuntes Grundstück in ländlicher Umgebung, idealerweise an einem See, entgegen. Keinesfalls ist er ein Hund für ein Leben in der Stadt. Sonne und Wärme schätzt der Neufundländer dagegen nur in Maßen.
Weniger lauffreudige Besitzer profitieren davon, dass sich der gemütliche Neufundländer auch mit kürzeren Spaziergängen zufrieden gibt.
Da der Neufundländer ein dichtes Fell mit viel Unterwolle besitzt, striegelt man ihn idealerweise mehrfach pro Woche. Besonders hinter den Ohren und an den Hinterläufen können Verfilzungen entstehen. Wenn man das Fell gegen den Stich bürstet, löst man Verfilzungen und lockert das Haarkleid auf. Auch ein grober Kamm ist zur abschließenden Fellpflege geeignet.
Wer sich einen solchen Hundebären anschaffen möchte, muss wissen, dass stets ein großer Futterbedarf besteht und somit die Haltung nicht unbedingt günstig ist.
Rassetypische Krankheiten beim Neufundländer
Leider ist diese Rasse stark von orthopädischen Erbkrankheiten wie Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellbogengelenksdysplasie (ED) betroffen. Um sicher zu gehen, dass ein Neufundländer Welpe keine Disposition zu diesen Krankheiten hat, sollten die Elterntiere unbedingt bereits im Alter von 12 bis 15 Monaten durch eine Röntgenuntersuchung auf HD bzw. ED getestet werden.
Einen Gentest, um die Veranlagung zu HD oder ED beim Neufundländer festzustellen, gibt es derzeit leider noch nicht. Wichtig ist es in jedem Fall, die Gelenke des jungen Hundes bis zu einem Alter von etwa einem Jahr nicht übermäßig zu belasten und z.B. exzessives Treppensteigen zu vermeiden.
Neufundländer sind auch anfällig für die Stoffwechselerkrankung Cystinurie. Die Krankheit führt zur Bildung von Nieren- und Blasensteinen und tritt meist im Alter von 5 Jahren auf und ist erblich bedingt. Allerdings können selbst Welpen im Alter von 4 bis 6 Monaten erste Symptome durch Probleme beim Urinieren und starke Bauchschmerzen zeigen. Zu 90 % sind Rüden betroffen. Um eine Disposition bei den Zuchttieren festzustellen, ist dazu ein Gentest in Entwicklung.
Manche Neufundländer können auch von der Herzerkrankung Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) betroffen sein. DCM ist genetisch bedingt und führt zu einer krankhaften Degeneration der Herzmuskelzellen. Dies hat zur Folge, dass die Kontraktion des Herzmuskels nicht mehr einwandfrei abläuft und die Pumpleistung des Herzens abnimmt.
Es kommt zu einer unnatürlichen Vergrößerung des Herzens und einem Blutstau, der wiederum ein Lungenödem verursachen kann. DCM kann im fortgeschrittenen Stadium immer zu einem plötzlichen Herztod führen. Übrigens sind Rüden häufiger von DCM betroffen als Hündinnen.
Auch von einer Disposition zur Aortenstenose wird häufiger berichtet. Dabei bildet sich in der Aorta eine Engstelle unterhalb der Herzklappe. Dies hat zur Folge, dass die linke Hauptkammer mehr Pumpleistung erbringen muss, um das Blut in die Aorta (Hauptschlagader) zu drücken. Dabei kommt es durch den Muskelaufbau der linken Hauptkammer zu einer unnatürlichen Vergrößerung. Meist verläuft die Krankheit zunächst symptomfrei, im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu schneller Erschöpfung und Bewusstlosigkeitsanfällen. Akute Atemnot kann wegen eines Lungenödems auftreten und zum plötzlichen Herztod führen.
Hat die Krankheit nur einen milden Verlauf, wird meist nichts unternommen. Bei einem schwereren Krankheitsbild werden Betablocker verabreicht, die die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessern und so den Herzmuskel entlasten. Auch ein Eingriff mithilfe eines Ballonkatheters, um die verengte Stelle in der Aorta zu erweitern, kann erfolgversprechend sein.
Auch Knochenkrebs wird beim Neufundländer überdurchschnittlich oft diagnostiziert.
Neufundländer in Not
Da der Neufundländer ein sehr großer Hund ist, sollte man ihn auf keinen Fall in einer Stadtwohnung halten. Es kommen immer wieder Neufundländer in Not, weil z.B. ein Hundehalter aus beruflichen Gründen umziehen muss und ein Ortswechsel ansteht. Leider kann einem Neufundländer nicht überall der gebotene Auslauf und Freiraum gewährt werden, so dass sich mancher Hundebesitzer entscheidet, sich von seinem Hund zu trennen.
Daher ist es auch bei dieser Rasse ganz besonders wichtig, sich mehr Gedanken über die zukünftige Lebensplanung zu machen, denn ein Neufundländer lässt sich eben nicht so einfach mitnehmen wie z.B. ein Jack Russel Terrier. Wer einen Welpen kaufen will, sollte erst einmal ein paar Hundeauffangstationen besuchen, denn es besteht durchaus die Chance, dass man hier einen jüngeren erwachsenen Neufundländer findet, der dringend ein neues Zuhause sucht.
Häufig gestellte Fragen zum Neufundländer
Der Neufundländer ist durchaus für Anfänger geeignet, da er eine sehr hohe Reizschwelle hat und auch Kindern gegenüber ein besonders gutmütiges Verhalten zeigt. Trotzdem sollte man Welpen von Anfang ab mit Konsequenz erziehen.
Neufundländer werden je nach Geschlecht zwischen 66 und 71 cm groß. Die zwischen 54 und 68 kg schweren Hunde haben ein öliges, wasserabweisendes Fell, das Schwarz, Schwarz-Weiß oder Braun sein kann. Leider werden die Hunde meist nur 8 bis 10 Jahre alt.